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Blog geht immer!? Gedanken zur Notwendigkeit von Blogs

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Mehrmals die Woche bloggte Marta, das Museum für zeitgenössische Kunst in Herford. Mehrmals die Woche erschienen Artikel unterschiedlichster Art von verschiedenen Autoren, bis damit plötzlich Ende Oktober Schluss sein sollte. #Martabrichtaus! Aber nur für einen Monat, zum Glück! Denn das gesamte Museumsteam wollte sich die Zeit nehmen, um ein bisschen Abstand zum Blog zu gewinnen. Die Idee dahinter: Die Inhalte und die Intention hinter dem Blog sollten neu überdacht und die alte Strategie neu fokussiert werden. Seit dem 2. Dezember ist Marta nun zurück. Ein Schritt, der Mut beweist und doch der richtige zu sein scheint!

Der Museumsblog: Einer von vielen?

Der Marta-Blog ist nur einer von derzeit 95 aktiven Museumsblogs in Deutschland, wie der Blogroll von KulturMuseumTalk zeigt. Eine recht geringe Zahl, wie Tanja Praske in ihrem Kommentar bei MUSERMEKU bemerkt. Denn obwohl wir allerorts den digitalen Wandel sehen, scheint das die Zahl der Museumsblogs nicht sonderlich zu beeinflussen. Hatte Praske bereits im Jahr 2013 65 Blogs gezählt, so sind es heute – drei Jahre später – nur 30 mehr. Eine winzige Ausbeute, wenn man bedenkt, dass es mehr als 6.500 museale Institutionen in Deutschland gibt. Dabei ist es nicht nur bedauerlich, dass sich noch immer erst wenige Museen in die Sozialen Netzwerke trauen. Es ist vor allem deswegen bedauerlich, weil gerade Blogs viele Chancen und Nutzen bereithalten.

Was bringt ein Blog eigentlich?

Wie auf Facebook, Twitter und Co. ist es auf einem Blog möglich, Informationen zu streuen und so mit Lesern durch die Kommentarfunktion ins Gespräch zu kommen und mit ihnen zu diskutieren. Die Kernarbeit eines Blogs ist es allerdings, eigene Inhalte zu publizieren. Und zwar solche, die NICHT einer bestimmten Zeichenzahl unterworfen sein müssen, um entweder überhaupt gepostet oder von den Nutzern registriert zu werden. Im Gegensatz dazu bietet der Blog genügend Raum, um dort ausführlich Stellung zu beziehen, Museumsinhalte bzw. -einblicke zu zeigen und Wissensvermittlung zu betreiben. Das ist der eigentliche Mehrwert von Blogs, der von anderen Kanälen in diesem Umfang nicht geleistet werden kann. Oder haben Sie schon einmal eine gute Bildbeschreibung in max. 140 Zeichen gelesen? Außerdem können durch die dort generierten Inhalte wiederum andere Social-Media-Kanäle gespeist werden. Zusammengefasst ist der Blog demnach Teil einer ganzheitlich gedachten Social-Media-Strategie, die Hand in Hand mit anderen Kanälen geht und deshalb nicht vernachlässigt werden sollte.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Um diese Vorteile nachhaltig zu verfolgen ist eine Strategie unumgänglich. Diesen Aspekt führt uns auch die Abschaltung des Marta-Blogs deutlich vor Augen. Teil der Strategie muss es nämlich auch sein, dass funktionierende Plattformen von Zeit zu Zeit überdacht und die Strategie neu ausgerichtet werden muss. Schließlich nagt der Zahn der Zeit an allem und bringt laufende Veränderungen mit sich. Nicht nur, dass technische Neuerungen wie responsive Websites Veränderungen der Plattform bedürfen. Auch Mitarbeitende kommen und gehen – und geben der Institution damit eine andere und vielleicht neue Ausrichtung. Der Blog als Spiegel der Institution darf demnach nicht statisch sein, sondern muss sich im Gegenteil anpassen. Manchmal braucht es einfach einen „Content-Relaunch“, resümiert der künstlerische Direktor des Marta Herford Roland Nachtigäller.

Wir finden: Ein Blog lohnt sich!

Wir finden, dass der Blog das Herzstück einer digitalen Strategie ist, dessen sich viel mehr Museen bedienen sollten. Aber natürlich dient es der Social-Media-Strategie nicht, einfach nur einen Blog aufzusetzen, damit es einen gibt. Ein Blog bedarf eines Konzepts sowie der regelmäßigen Pflege. Nur dann ist er gewinnbringend und macht Spaß.

Diese Aspekte hat das Marta Herford für sich erkannt und sich entschlossen, die Strategie zu überholen. Ein Schritt, der Mut beweist, sich aber lohnt. Und deshalb wollen wir das Marta Herford herzlich zum Relaunch beglückwünschen!

Verfasserin dieses Beitrags

Redaktion

Carolin Ayasse

Redaktion

Der Beitrag Blog geht immer!? Gedanken zur Notwendigkeit von Blogs erschien zuerst auf Pausanio GmbH & Co.KG.


Suchen neu denken. Linked Open Data als evolutionärer Vorteil für Suchprozesse

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Es gibt ein Thema, das in der Begegnung von Kultur mit dem Digitalen immer etwas stiefmütterlich behandelt wird, obwohl es viel ungenutzte Möglichkeiten bereithält: Linked Open Data. Ein Grund dafür mag sein, dass es sich hierbei um eine vergleichsweise schwierige Thematik handelt, die wahrscheinlich alleine deswegen schon dem Otto-Normal-Surfer im alltäglichen Gebrauch des Internets nicht begegnet.

Linked Open Data erfüllt den Wunsch, Informationen verfügbar und die Beziehung zu anderen Daten anzeigbar zu machen. Und zwar einfach so: open und für jeden zugänglich. Das System erlaubt die Darstellung von Informationen und Relevanzen, an die Nutzerinnen bisher möglicherweise noch gar nicht gedacht haben.

Wie funktioniert unsere Suche nach Informationen?

Die Beschaffung von Informationen verläuft für die meisten von uns gewöhnlich über die Google-Suche. „Ich google das mal!“ – Den Satz kennt jeder. Der Suchmaschinenprozess ist gekoppelt an Googles Bewertungen und Kategorien der Seiten im World Wide Web, das der Webcrawler durchforstet und erfasst. Dieser Vorgang lässt sich wie folgt beschreiben: Die Ergebnisse einer Google-Suche werden uns in einer von Google bestimmten Reihenfolge angezeigt. Diese Reihenfolge hängt von bestimmten Kriterien ab, anhand derer die Webseiten bewertet werden.

Die Bewertung erfolgt durch Googles Webcrawler, das sind Bots, die Seite für Seite das WWW durchforsten. Ausgenommen davon sind Seiten des Deep Webs, zum Beispiel Datenbanken von Bibliotheken. Die Crawler schaffen es nicht auf Seiten zu gelangen, die ausschließlich über die Suchfunktion erreichbar sind. Er kann „Rembrandt“ nicht in die Suche des Bibliothekskatalogs eingeben und wird in der Folge auch nicht die Seite mit den Suchergebnissen erfassen können. 

Wenn ich bei Google also eine Suche starte, werde ich im Ergebnis eine nach bestimmten Kriterien ausgewählte Liste an Webseiten sehen. Die Antwort auf meine spezifische Suchanfrage ist dann also Teil eines Textes auf einer Webseite. Hier ein Beispiel: Die Suche „Rembrandts erstes Kind“ zeigt mir ganz oben die Wikipedia-Seite zum Künstler an. Hier muss ich die gewünschte Information dann rauslesen. Die Antwort „Rembrandts erste Tochter Cornelia wird 1638 geboren“ wird mir nicht als solche angegeben, viel mehr muss ich die Antwort im Text finden.

Ein anderer Weg um an meine Information zu kommen, ist natürlich die Recherche in Bibliotheken. Die verläuft zunächst digital über den Bibliothekskatalog und dann analog im Rahmen der Buchrecherche. Auch hier gebe ich nicht in die Suchmaske „Erste Tochter von Rembrandt“ ein, sondern versuche an Medien zu kommen, in denen ich die Antwort raussuchen kann.

Ein universelles Netz an Daten

Man stelle sich jetzt vor, es gäbe ein universales Netz an Informationen, das mir sprachungebunden alle vorhandenen und maschinell lesbaren Informationen auf der Welt anzeigen kann. Die Suche könnte über Befehle erfolgen wie: „Nenne mir alle barocken Künstler“ oder „Zeige mir alle Künstler, die Linkshänder waren“.

Eine solche Möglichkeit bietet Linked Open Data (LOD) durch die Anwendung von Standards, die von jedem verwendet und erlernt werden können und sich eben nicht im Wissen bibliothekarischen Fachpersonals befinden. Es handelt sich hierbei um den Webstandard RDF (Resource Description Framework) und URIs (Uniform Resource Identifiers).

Nochmal von vorne: URLs kennen wir bereits, das sind Adressen mit denen Webressourcen, also Seiten im Netz, aufgerufen werden mit der Abfolge http://. HTTP ist das Protokoll zur Datenübertragung, sorgt also dafür, dass ich mit der Eingabe der HTTP-Adresse zu einem bestimmten Ort komme. Eine URL beschreibt also wo etwas ist. Mit URI werden Daten erst einmal angezeigt, also identifiziert und können auch mit dem RDF-System in Kontext zu anderen Daten, also anderen URIs, gestellt werden. Die URI der bibliographischen Daten Jan Vermeer beispielsweise hat die Deutsche Nationalbibliothek bereits angelegt und lautet: http://d-nb.info/gnd/118626590Mit Hilfe des RDF-Systems lassen sich jetzt Daten, bzw. Entitäten, miteinander in Verbindung setzen. Diese Verbindung wird mit dem Triple „Subjekt“ – „Prädikat“ – „Objekt“ angezeigt. Möchte ich nun alle Werke Jan Vermeers aufgelistet haben, werden mir im Suchergebnis alle Objekte (Werke Vermeers) des folgenden Triples angezeigt.

Jan Vermeer (Subjekt) → ist Maler von (Prädikat) → Das Mädchen mit dem Perlenohrring (Objekt)

Das Triple muss im Vorhinein angelegt werden. Da Bibliotheken eine Fülle an Informationen enthalten, bietet sich die Freigabe der Daten hier ganz besonders an. Die Deutsche Nationalbibliothek hat bereits damit angefangen und die „Gemeinsame Normdatei“ (GND) erstellt, in der verschiedene Datensätze enthalten sind, darunter die Personennamendatei und die Schlagwortnormdatei. Die Daten sind mit CC0 1.0 lizensiert und können somit von jedem und überall weiterverwendet werden.

Daten sind für alle da

Das LOD-Datennetz würde das gesamte Informationsgeflecht um das Subjekt Vermeer anzeigen. Also nicht nur die gesuchten Daten, sondern auch weitere Verknüpfungen. Mit der Darstellung eines solch umfassenden Informationsclusters werden sich neue Dynamiken im Rechercheverhalten entwickeln. Die Verknüpfung von Daten durch Tripel bietet nicht nur eine evolutionäre Verbesserung der semantischen Recherche. Vielmehr ist dieses Datennetz maschinenlesbar und es ermöglicht Anwendungen, die auf ein unendlich großes strukturiertes Wissen zurückgreifen können. Der privilegierte Suchrahmen der Bibliotheken wird durch LOD disruptiv gesprengt und entsteht ein universales Wissensnetz, das für Menschen und Maschinen gleichermaßen zugänglich ist.

Verfasserin dieses Beitrags

Redaktion

Luna Dickmann

Redaktion

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Sommer, Sonne, Dresden

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Gerade an diesen Wintertagen mit eiskalten Temperaturen sehnt man sich die warmen Sonnentage zurück. Zumindest tu ich das. Ich gebe es offen zu, der klirrenden Kälte und den grauen ungemütlichen Tagen möchte ich am liebsten entfliehen. Das geht allerdings gerade nicht, also muss es vorerst reichen, sich warme Gedanken zu machen. Dazu genügt es manchmal auch schon, die vergangenen Reisen im letzten Sommer Revue passieren zu lassen.

Im letzten Sommer – wie auch bereits im Jahr zuvor – war ich in Dresden. Die wunderschöne barocke Altstadt an der Elbe fasziniert mich und die vielen Sehenswürdigkeiten dort ziehen mich einfach immer wieder in ihren Bann. Aber eigentlich war ich nicht zum Vergnügen da, sondern zum Arbeiten. Die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen möchten nämlich ihre App „Schlösserland Sachsen“ um eine weitere Sehenswürdigkeit ergänzen. Aber nicht nur irgendeine, sondern die wohl bekannteste in Dresden: nämlich der Dresdner Zwinger. Und das war schließlich auch der Grund für meine Kurzreise ins sonnige Dresden, denn ich sollte dazu den Audioguide verfassen.

  • Sommer, Sonne, Dresden
  • Sommer, Sonne, Dresden
  • Sommer, Sonne, Dresden
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Voll cool mit Emma auf den Spuren des Dresdner Zwingers

Für mich ist das Erstellen von Audioguides immer eine spannende Aufgabe. Schließlich verlangt es viel Eigenverantwortung und noch mehr Kreativität. In der Schlösserland-App ist die 13-jährige Emma die Protagonistin, die die Besucher durch die Liegenschaft führt. In diesem Fall muss ich also nicht nur verständlich schreiben, sondern vor allem cool – sie soll ja schließlich authentisch wirken. Hinzu kommt natürlich auch, dass es für mich sehr schön ist den Ort real kennenzulernen, den man später in Worte hüllt. Viele Inspirationen für die Stationen fallen mir tatsächlich schon ein, wenn ich vor Ort bin.

Vor Ort von der Muse geküsst

Die Termine vor Ort sind aber auch noch aus einem anderen Grund für mich von allergrößter Wichtigkeit. Klar, die Historie könnte ich in der Literatur nachlesen und Gebäude anhand von Abbildungen beschreiben. Doch das reicht nicht, wenn ein guter und in sich schlüssiger Audioguide produziert werden soll, der am Ende sowohl dem Auftraggeber als auch mir gefallen soll.

Denn eine Herausforderung beim Schreiben eines Audioguides ist immer die Tatsache, dass man als Autorin den Blick der Besucher allein durch die Sprache lenken muss. Dazu gehört mehr als ein „Jetzt schauen Sie nach rechts“. Dann entstehen nämlich Fragen wie, wo nach rechts? Nach rechtsoben oder doch eher nach unten? Wichtig sind bei solchen Beschreibungen deshalb, dass ich im Text Orientierungspunkte in der unmittelbaren Umgebung benennen kann, anhand derer sich die Besucher leicht zurechtfinden. Und diese markanten Punkte sind in der Regel eben doch nicht in der Literatur nachzulesen, sondern nur vor Ort zu finden.

Auch die Route durch die Liegenschaft muss vor Ort getestet werden. Diese nur im Kopf auszumalen und dort zu beschreiten reicht nicht! Bei einem Termin vor Ort gehe ich deshalb mit dem Auftraggeber alle Stationen der Reihe nach ab und bespreche im Detail, welche Informationen wo relevant sind. Dabei ist es auch wichtig, dass mit den Auftraggebern genau besprochen wird, welche Informationen für sie besonders im Fokus stehen und welche hingegen gekürzt werden können, um den Besucher nicht zu überfrachten. Das Wichtigste ist außerdem, dass wir gemeinsam vor Ort darauf achten, dass die Inhalte – auch in Hinblick auf die gesamte Tour – logisch aufeinander aufbauen und die Besucher in den Genuss einer kohärenten Führung kommen.

Vieles geschafft – bei super Wetter!

Was am Ende eines Termins vor Ort bleibt, ist ein gutes Gefühl! Ich habe nicht nur einen tollen Tag in Dresdens Altstadt verbracht und ganz nebenbei noch Sonne getankt. Sondern ich habe auch alles dafür getan, um sowohl den Kunden als auch später die Nutzer der App zufriedenzustellen. Aber dafür muss ich als Autorin eben vor Ort gewesen sein. Zusammengefasst habe ich also gleichzeitig gearbeitet und Kunst und Kultur genossen. Und das ist doch das Wunderschönste am Kunsthistoriker-Dasein überhaupt! Wer reist schließlich nicht gerne und entdeckt dabei wie fast von selbst die historischen Spuren unserer Kultur?

Oder wie denken die anderen Kunsthistoriker da draußen darüber?

Verfasserin dieses Beitrags

Redaktion

Carolin Ayasse

Redaktion

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Analoges Marketing für digitale Angebote

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Apps sind nach wie vor groß im Trend, wie ein Blogbeitrag von t3n, einer Zeitschrift für Digitalwirtschaft, zeigt. Mit rund 90 Milliarden App-Downloads weltweit konnte sich die Zahl um 13 Milliarden Downloads zum Vorjahr steigern – Tendenz steigend. Auch aus ökonomischer Sicht lohnen sich Apps. Gerade die Deutschen geben gerne Geld für Apps aus, wie T3n ebenfalls in dem Blogartikel zeigt. Um genau zu sein nämlich 750 Millionen Dollar im Jahr 2016, was einer Umsatzsteigerung von 40% zum Vorjahr entspricht. Bis 2018 sollen sich zudem die Umsätze nochmal um bis zu 310% erhöhen, erläutert die Plattform Horizont.

Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß

Sich jedoch beim Anblick dieser überwältigenden Zahl gemütlich nach hinten zu lehnen und sich die Illusion zu machen, in diesem Strom einfach mitgerissen zu werden, reicht nicht. Was vielen nämlich nicht bewusst ist, nur rund 20% aller Apps haben insgesamt mehr als 1.000 Downloads. Um überhaupt diese magische Hürde zu überwinden, bedarf es harter (Marketing)Arbeit. Dabei scheint die Lösung des Problems eigentlich ganz simpel: Um die eigene App zahlenmäßig nach vorn zu treiben, muss sie von den potenziellen Nutzern nämlich nur gefunden werden.

Der Haken: In den App-Stores tummeln sich ungefähr jeweils 1,3 Millionen Apps. Nur in seltensten Fällen weiß der Nutzer, wie die App konkret heißt, um diese dann über die »Suche« finden zu können. Um den Namen also publik zu machen, muss die App beworben werden. Das geht zum einen mit Hilfe von Online-Marketing über bezahlte Werbung bei Facebook, Google und anderen Plattformen, wie Julian Barzen zeigt. Aber auch Offline-Marketing darf dabei nicht vernachlässigt werden, wie das Beispiel der App „12 Romanische Kirchen“ zeigen soll.

12 Kirchen + 1 App = 1 großer Erfolg

Die App „12 Romanische Kirchen“, welche am 28. Oktober 2016 in die Stores eingestellt wurde, vereint alle zwölf romanische Kirchen Kölns in einer App und bietet teilweise Hörführungen zu den Sakralbauten an. Allein in den vier Monaten nach Einstellungsdatum wurde die App in beiden Stores insgesamt auf 4.070 Geräten installiert (Stand 22.02.2017). Nach oben genannten Zahlen also ein voller App-Erfolg, der maßgeblich auf Offline-Marketing zurückzuführen ist.

Ein großer Downloadsprung erfolgte beispielsweise, als am 8. November dem Kölner Stadt-Anzeiger ein Magazin beilag, welches weiterhin hier einzusehen ist. Auf 16 Seiten wurde nicht nur allgemein über die zwölf romanischen Kirchen und den dazugehörigen Förderverein informiert, sondern dezidiert die App „12 Romanische Kirchen“ analog beworben. Die Folge der Zeitungsbeilage schlug sich sofort in den Downloadzahlen der App nieder: Allein am 8. November, am Tag der Veröffentlichung des Magazins, wurde die App im Android- und iOS-Store insgesamt 2.222 Mal runtergeladen! (Und nein, diese Schnapszahl haben wir uns nicht ausgedacht) Durch eine einmalige Bewerbung in der Tageszeitung konnte also rund die Hälfte der bis heute verbuchten Downloads erzielt werden. 

Aufgrund des großen Erfolgs durch Printwerbung haben wir mit dem Förderverein eine Postkarte erstellt, um die App nachhaltig zu bewerben. Die Karten liegen in den Kirchen und touristischen Einrichtungen wie Hotels aus.

Analoges Marketing für digitale Angebote

Eine schöne App allein macht noch lange keine hohen Downloadzahlen

Wie das Beispiel der App „12 Romanische Kirchen“ zeigt, kann Offline-Marketing viel bewirken, um einer App zum Erfolg zu verhelfen. Egal, ob als Plakataufsteller in der Institution, als Werbebeilage in einer Zeitung oder als Werbeaufdruck auf Eintrittskarten oder auch als ausliegende Broschüre. Wichtig ist nur, dass man sich der Möglichkeiten von Offline-Marketing bewusst ist, diese proaktiv umsetzt und die Chancen nicht ungenutzt lässt. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt!

Welches war Ihre kreativste Marketing-Kampagne? Berichten Sie von Ihren Erfahrungen!

Verfasserin dieses Beitrags

Redaktion

Carolin Ayasse

Redaktion

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Open Science, Closed Books? Universitäten gegen VG WORT

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Man möchte meinen, dass der digitale Raum das Arbeiten für Studenten erleichtert. Schließlich können dank digitaler Portale z.B. alle Texte für Seminare und Vorlesungen hochgeladen und allerorts eingesehen werden. In verlässlicher Regelmäßigkeit kehrt nun der altbekannte Streit um das Urheberrecht zurück und wirft Fragen zum Thema freies digitales Publizieren – aber auch Rezipieren! – auf. 

Ein bekanntes Szenario unter Studierenden: Bei der Recherche nach passender Literatur für die Hausarbeit werden alternativ zur Suche im Bibliothekskatalog die passenden Schlagworte gerne auch mal durch die bekannten Suchmaschinen im Netz gejagt – in der Hoffnung, einen Text zu finden, der einem den Gang zur Bibliothek erspart und auf dem Laptop daheim frei verfügbar ist. Auch das, was als nächstes passiert, ist vielen Studierenden bekannt: Der gewünschte Text ist über Google Books einsehbar, jedoch nur zum Teil oder auf anderen Plattformen verfügbar, muss aber eben bezahlt werden. Pech gehabt! Der Gang in die Bibliothek ist unvermeidbar und oft verläuft der Buchverleih ja auch problemlos – oft aber auch nicht, und es treten folgende Probleme auf:

Das Buch ist nicht da, Wartezeit bis zu mehreren Wochen.
Das Buch ist nicht da und muss kostenpflichtig per Fernleihe bestellt werden.
Das Buch ist da, aber es darf ausschließlich im Lesesaal gelesen werden.
Das Buch ist da, aber es dürfen keine Kopien gemacht werden.

Open Science, Closed Books? Universitäten gegen VG WORT

Die komplizierte Ausleihe führt oftmals dazu, dass die eigentliche Arbeit am Text verschoben werden muss. Ohne entsprechende Quellen ist kein wissenschaftliches Arbeiten möglich. Das ist hinderlich, z.B. wenn Hausarbeiten fristgemäß abgegeben werden sollen. Im Zweifelsfall müssen sich Studenten bereits im Vorhinein überlegen, welche Bücher ausgeliehen werden sollen, um ihre Arbeitszeit richtig planen zu können.

Wir alle haben diese Hürden überwunden und so könnte man auch sagen: Das war schon immer so und irgendwie funktioniert es ja auch. Ja, tut es, aber es gibt inzwischen Lösungen, die allen das wissenschaftliche Arbeiten erleichtern würden. Mit „allen“ meine ich sowohl Rezipienten als auch Autoren. Ich möchte festhalten: Den Charme und das akademische Flair, den die Bonner Germanistik-Bibliothek noch zu meiner Studentenzeit versprühte, hat sie vor allem den alten muffigen Büchern zu verdanken, die zufrieden in hohen hölzernen Bücherregalen stapelweise stehen. Auch die zukünftigen Studenten sollen und werden in Bibliotheken sitzen. Die wissenschaftliche Arbeit an sich findet jedoch nicht mehr nur mit Hilfe des Bibliothekinventars statt, sondern findet heute auch digital statt. Wenn die benötigten Quellen digital abrufbar sind – das gilt für die Arbeit an Aufsätzen, Hausarbeiten genauso wie für Lehrmaterial für Vorlesungen und Seminare – ist der Arbeitsaufwand bedeutend geringer.

VG WORT will Autoren schützen  

Bis vor kurzem hatten Dozentinnen der Universität Bonn die Möglichkeit, Lehrmaterial, darunter Primär- und Sekundärtexte, Handouts etc. auf der Plattform „eCampus“ hochzuladen. Klarer Vorteil für Studierende: Die Texte sind mobil einsehbar und können jederzeit gedruckt werden. Bis vor kurzem noch erschien jedoch diese Meldung bei eCampus:

Änderung im Umgang mit §52a UrhG

Ab 1.1.2017 ist die Nutzung von Textmaterialien im Rahmen der Lehre stark eingeschränkt: Lehrende und Forschende der Universität Bonn dürfen urheberrechtlich geschützte Texte nicht mehr genäß § 52a UrhG nutzen.

Durch das Rundschreiben des Rektorats sind Sie bereits darüber informiert worden, dass Sie zum 31.12 urheberrechtlich geschützte Texte auf eCampus löschen müssen. Dieser Vorgang lässt sich leider nicht automatisieren, daher muss jede/r Lehrende selbst die Dokumente in seinem Verantwortungsbereich prüfen und dann entsprechend den Vorgaben entscheiden, ob eine Löschung erfolgen muss oder nicht.

Quelle: https://ecampus.uni-bonn.de, Stand 1.12.2016

Das Urheberrechtsgesetz nach §52a, von dem hier die Rede ist, besagt, dass kleinere Textausschnitte „für den bestimmt abgegrenzten Kreis von Unterrichtsteilnehmern“ veröffentlicht werden können, was ja eCampus ermöglicht hat, da der Zugang über die Universitäts-E-Mail erfolgte.

Die VG WORT hat es sich aber zur Aufgabe gemacht, „eine angemessene Vergütung der Autoren und Verlage sicherzustellen und Geld von denjenigen zu kassieren, die das geistige Eigentum anderer nutzen.“ „Kassieren“ erscheint hier fast zynisch, aber dazu später. So weit so gut – die VG WORT schützt Autoren und Verlage davor, dass ihre Texte unkontrolliert durchs Netz fliegen, und befindet sich deswegen im Rechtsstreit mit der Bonner Universität.

Das Problem hierbei besteht nicht in der Gesetzgebung, sondern in den Vertragsregelungen, die VG WORT den Ländern vorgibt, um das Urheberrecht zu schützen. Nach Absatz 4 im §52 a sind die Verwertungsgesellschaften nämlich dazu aufgefordert, eine „angemessene Vergütung“ auszuhandeln. Bisher haben die Länder eine Pauschale gezahlt und die Dozenten konnten die Werke unbesorgt hochladen. Nun sollen die Hochschulen im Rahmen einer Vertragserneuerung 0,8 Cent pro Seite zahlen.

Open Science, Closed Books? Universitäten gegen VG WORT
Open Science, Closed Books? Universitäten gegen VG WORT

Ein Testlauf an der Universität Osnabrück hat bereits gezeigt, was man beim Lesen dieser Zeilen befürchtet: Die Kosten für die Universität sind immens. Das Rektorat der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat sich daher Anfang Dezember entschieden, diesen Weg nicht mitzugehen, in der Hoffnung, dass sich auch die anderen Universitäten gegen VG WORT stellen und der Vertrag neu aufgesetzt wird – mit realistischen Bedingungen.

Open Access, Open Minded

Dieser Rechtsstreit zeigt, dass das Verständnis für freies Publizieren an falsche Vorstellungen geknüpft ist. Jetzt werden diejenigen, die den Zugang wirklich benötigen, also die Studierenden, eklatante Einschränkungen erleben. Auf der anderen Seite, und das sollte Autoren wissenschaftlicher Texte doch klar sein, erhöht der freie Zugang zu Literatur die eigene Sichtbarkeit und damit die Wahrnehmbarkeit, Zitationshäufigkeit und die Nutzung. Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Texten hat enormen Einfluss auf die wissenschaftliche Diskussion. 

Auch wenn es bei eCampus nicht um eine reine Open-Access-Plattform geht, so funktioniert sie doch in Teilen genauso. Freier Zugang zu Texten erleichtert Studenten das Lernen, allein das sollte Grund genug sein, über neue Publikationsmöglicheiten nachzudenken. Denn der einfache und freie Zugang zu Lehrmaterial muss gewährleistet werden. Die Forschung steht nun vor der Entscheidung, sich auf einen Rechtsstreit und im Ergebnis wohlmöglich preisgebundenen Deal mit der VG Wort einzulassen. Die Argumente, die ich bereits oben erwähnte, also die freie Publikation der Reichweite etc. willen, stehen für die Grundidee einer offenen Wissensgesellschaft. Das schließt mit ein, dass jeder Zugang zu Wissen erhält und eben nicht nur ein privilegierter Kreis. Der Fisch stinkt vom Kopf her – Wenn die obersten Reihen noch nicht verstanden haben, dass Forschung als offener Ort für alle dienen muss, wird es eben auch nicht alle erreichen können. Open Access bedeutet auch, den interdisziplinären und internationalen Austausch zu fördern, da Dokumente viel kostengünstiger publiziert und eben auch genutzt werden können. Die Uni Bonn hätte hier also auch die Chance, ein starkes Statement zu setzen. 

Der Universität Bonn wurde vor wenigen Tagen ein Aufschub genehmigt, Texte können noch bis September 2017 hochgeladen werden. Bis dahin werden Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz einen neuen Lösungsvorschlag erarbeiten und vorlegen.

Verfasserin dieses Beitrags

Redaktion

Luna Dickmann

Redaktion

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Mehrmals die Woche bloggte Marta, das Museum für zeitgenössische Kunst in Herford. Mehrmals die Woche erschienen Artikel unterschiedlichster Art von verschiedenen Autoren, bis damit plötzlich Ende Oktober Schluss sein sollte. #Martabrichtaus! Aber nur für einen Monat, zum Glück! Denn das gesamte Museumsteam wollte sich die Zeit nehmen, um ein bisschen Abstand zum Blog zu gewinnen. Die Idee dahinter: Die Inhalte und die Intention hinter dem Blog sollten neu überdacht und die alte Strategie neu fokussiert werden. Seit dem 2. Dezember ist Marta nun zurück. Ein Schritt, der Mut beweist und doch der richtige zu sein scheint!

Der Museumsblog: Einer von vielen?

Der Marta-Blog ist nur einer von derzeit 95 aktiven Museumsblogs in Deutschland, wie der Blogroll von KulturMuseumTalk zeigt. Eine recht geringe Zahl, wie Tanja Praske in ihrem Kommentar bei MUSERMEKU bemerkt. Denn obwohl wir allerorts den digitalen Wandel sehen, scheint das die Zahl der Museumsblogs nicht sonderlich zu beeinflussen. Hatte Praske bereits im Jahr 2013 65 Blogs gezählt, so sind es heute – drei Jahre später – nur 30 mehr. Eine winzige Ausbeute, wenn man bedenkt, dass es mehr als 6.500 museale Institutionen in Deutschland gibt. Dabei ist es nicht nur bedauerlich, dass sich noch immer erst wenige Museen in die Sozialen Netzwerke trauen. Es ist vor allem deswegen bedauerlich, weil gerade Blogs viele Chancen und Nutzen bereithalten.

Was bringt ein Blog eigentlich?

Wie auf Facebook, Twitter und Co. ist es auf einem Blog möglich, Informationen zu streuen und so mit Lesern durch die Kommentarfunktion ins Gespräch zu kommen und mit ihnen zu diskutieren. Die Kernarbeit eines Blogs ist es allerdings, eigene Inhalte zu publizieren. Und zwar solche, die NICHT einer bestimmten Zeichenzahl unterworfen sein müssen, um entweder überhaupt gepostet oder von den Nutzern registriert zu werden. Im Gegensatz dazu bietet der Blog genügend Raum, um dort ausführlich Stellung zu beziehen, Museumsinhalte bzw. -einblicke zu zeigen und Wissensvermittlung zu betreiben. Das ist der eigentliche Mehrwert von Blogs, der von anderen Kanälen in diesem Umfang nicht geleistet werden kann. Oder haben Sie schon einmal eine gute Bildbeschreibung in max. 140 Zeichen gelesen? Außerdem können durch die dort generierten Inhalte wiederum andere Social-Media-Kanäle gespeist werden. Zusammengefasst ist der Blog demnach Teil einer ganzheitlich gedachten Social-Media-Strategie, die Hand in Hand mit anderen Kanälen geht und deshalb nicht vernachlässigt werden sollte.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Um diese Vorteile nachhaltig zu verfolgen ist eine Strategie unumgänglich. Diesen Aspekt führt uns auch die Abschaltung des Marta-Blogs deutlich vor Augen. Teil der Strategie muss es nämlich auch sein, dass funktionierende Plattformen von Zeit zu Zeit überdacht und die Strategie neu ausgerichtet werden muss. Schließlich nagt der Zahn der Zeit an allem und bringt laufende Veränderungen mit sich. Nicht nur, dass technische Neuerungen wie responsive Websites Veränderungen der Plattform bedürfen. Auch Mitarbeitende kommen und gehen – und geben der Institution damit eine andere und vielleicht neue Ausrichtung. Der Blog als Spiegel der Institution darf demnach nicht statisch sein, sondern muss sich im Gegenteil anpassen. Manchmal braucht es einfach einen „Content-Relaunch“, resümiert der künstlerische Direktor des Marta Herford Roland Nachtigäller.

Wir finden: Ein Blog lohnt sich!

Wir finden, dass der Blog das Herzstück einer digitalen Strategie ist, dessen sich viel mehr Museen bedienen sollten. Aber natürlich dient es der Social-Media-Strategie nicht, einfach nur einen Blog aufzusetzen, damit es einen gibt. Ein Blog bedarf eines Konzepts sowie der regelmäßigen Pflege. Nur dann ist er gewinnbringend und macht Spaß.

Diese Aspekte hat das Marta Herford für sich erkannt und sich entschlossen, die Strategie zu überholen. Ein Schritt, der Mut beweist, sich aber lohnt. Und deshalb wollen wir das Marta Herford herzlich zum Relaunch beglückwünschen!

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Carolin Ayasse

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Suchen neu denken. Linked Open Data als evolutionärer Vorteil für Suchprozesse

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Es gibt ein Thema, das in der Begegnung von Kultur mit dem Digitalen immer etwas stiefmütterlich behandelt wird, obwohl es viel ungenutzte Möglichkeiten bereithält: Linked Open Data. Ein Grund dafür mag sein, dass es sich hierbei um eine vergleichsweise schwierige Thematik handelt, die wahrscheinlich alleine deswegen schon dem Otto-Normal-Surfer im alltäglichen Gebrauch des Internets nicht begegnet.

Linked Open Data erfüllt den Wunsch, Informationen verfügbar und die Beziehung zu anderen Daten anzeigbar zu machen. Und zwar einfach so: open und für jeden zugänglich. Das System erlaubt die Darstellung von Informationen und Relevanzen, an die Nutzerinnen bisher möglicherweise noch gar nicht gedacht haben.

Wie funktioniert unsere Suche nach Informationen?

Die Beschaffung von Informationen verläuft für die meisten von uns gewöhnlich über die Google-Suche. „Ich google das mal!“ – Den Satz kennt jeder. Der Suchmaschinenprozess ist gekoppelt an Googles Bewertungen und Kategorien der Seiten im World Wide Web, das der Webcrawler durchforstet und erfasst. Dieser Vorgang lässt sich wie folgt beschreiben: Die Ergebnisse einer Google-Suche werden uns in einer von Google bestimmten Reihenfolge angezeigt. Diese Reihenfolge hängt von bestimmten Kriterien ab, anhand derer die Webseiten bewertet werden.

Die Bewertung erfolgt durch Googles Webcrawler, das sind Bots, die Seite für Seite das WWW durchforsten. Ausgenommen davon sind Seiten des Deep Webs, zum Beispiel Datenbanken von Bibliotheken. Die Crawler schaffen es nicht auf Seiten zu gelangen, die ausschließlich über die Suchfunktion erreichbar sind. Er kann „Rembrandt“ nicht in die Suche des Bibliothekskatalogs eingeben und wird in der Folge auch nicht die Seite mit den Suchergebnissen erfassen können. 

Wenn ich bei Google also eine Suche starte, werde ich im Ergebnis eine nach bestimmten Kriterien ausgewählte Liste an Webseiten sehen. Die Antwort auf meine spezifische Suchanfrage ist dann also Teil eines Textes auf einer Webseite. Hier ein Beispiel: Die Suche „Rembrandts erstes Kind“ zeigt mir ganz oben die Wikipedia-Seite zum Künstler an. Hier muss ich die gewünschte Information dann rauslesen. Die Antwort „Rembrandts erste Tochter Cornelia wird 1638 geboren“ wird mir nicht als solche angegeben, viel mehr muss ich die Antwort im Text finden.

Ein anderer Weg um an meine Information zu kommen, ist natürlich die Recherche in Bibliotheken. Die verläuft zunächst digital über den Bibliothekskatalog und dann analog im Rahmen der Buchrecherche. Auch hier gebe ich nicht in die Suchmaske „Erste Tochter von Rembrandt“ ein, sondern versuche an Medien zu kommen, in denen ich die Antwort raussuchen kann.

Ein universelles Netz an Daten

Man stelle sich jetzt vor, es gäbe ein universales Netz an Informationen, das mir sprachungebunden alle vorhandenen und maschinell lesbaren Informationen auf der Welt anzeigen kann. Die Suche könnte über Befehle erfolgen wie: „Nenne mir alle barocken Künstler“ oder „Zeige mir alle Künstler, die Linkshänder waren“.

Eine solche Möglichkeit bietet Linked Open Data (LOD) durch die Anwendung von Standards, die von jedem verwendet und erlernt werden können und sich eben nicht im Wissen bibliothekarischen Fachpersonals befinden. Es handelt sich hierbei um den Webstandard RDF (Resource Description Framework) und URIs (Uniform Resource Identifiers).

Nochmal von vorne: URLs kennen wir bereits, das sind Adressen mit denen Webressourcen, also Seiten im Netz, aufgerufen werden mit der Abfolge http://. HTTP ist das Protokoll zur Datenübertragung, sorgt also dafür, dass ich mit der Eingabe der HTTP-Adresse zu einem bestimmten Ort komme. Eine URL beschreibt also wo etwas ist. Mit URI werden Daten erst einmal angezeigt, also identifiziert und können auch mit dem RDF-System in Kontext zu anderen Daten, also anderen URIs, gestellt werden. Die URI der bibliographischen Daten Jan Vermeer beispielsweise hat die Deutsche Nationalbibliothek bereits angelegt und lautet: http://d-nb.info/gnd/118626590Mit Hilfe des RDF-Systems lassen sich jetzt Daten, bzw. Entitäten, miteinander in Verbindung setzen. Diese Verbindung wird mit dem Triple „Subjekt“ – „Prädikat“ – „Objekt“ angezeigt. Möchte ich nun alle Werke Jan Vermeers aufgelistet haben, werden mir im Suchergebnis alle Objekte (Werke Vermeers) des folgenden Triples angezeigt.

Jan Vermeer (Subjekt) → ist Maler von (Prädikat) → Das Mädchen mit dem Perlenohrring (Objekt)

Das Triple muss im Vorhinein angelegt werden. Da Bibliotheken eine Fülle an Informationen enthalten, bietet sich die Freigabe der Daten hier ganz besonders an. Die Deutsche Nationalbibliothek hat bereits damit angefangen und die „Gemeinsame Normdatei“ (GND) erstellt, in der verschiedene Datensätze enthalten sind, darunter die Personennamendatei und die Schlagwortnormdatei. Die Daten sind mit CC0 1.0 lizensiert und können somit von jedem und überall weiterverwendet werden.

Daten sind für alle da

Das LOD-Datennetz würde das gesamte Informationsgeflecht um das Subjekt Vermeer anzeigen. Also nicht nur die gesuchten Daten, sondern auch weitere Verknüpfungen. Mit der Darstellung eines solch umfassenden Informationsclusters werden sich neue Dynamiken im Rechercheverhalten entwickeln. Die Verknüpfung von Daten durch Tripel bietet nicht nur eine evolutionäre Verbesserung der semantischen Recherche. Vielmehr ist dieses Datennetz maschinenlesbar und es ermöglicht Anwendungen, die auf ein unendlich großes strukturiertes Wissen zurückgreifen können. Der privilegierte Suchrahmen der Bibliotheken wird durch LOD disruptiv gesprengt und entsteht ein universales Wissensnetz, das für Menschen und Maschinen gleichermaßen zugänglich ist.

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Luna Dickmann

Redaktion

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Sommer, Sonne, Dresden

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Gerade an diesen Wintertagen mit eiskalten Temperaturen sehnt man sich die warmen Sonnentage zurück. Zumindest tu ich das. Ich gebe es offen zu, der klirrenden Kälte und den grauen ungemütlichen Tagen möchte ich am liebsten entfliehen. Das geht allerdings gerade nicht, also muss es vorerst reichen, sich warme Gedanken zu machen. Dazu genügt es manchmal auch schon, die vergangenen Reisen im letzten Sommer Revue passieren zu lassen.

Im letzten Sommer – wie auch bereits im Jahr zuvor – war ich in Dresden. Die wunderschöne barocke Altstadt an der Elbe fasziniert mich und die vielen Sehenswürdigkeiten dort ziehen mich einfach immer wieder in ihren Bann. Aber eigentlich war ich nicht zum Vergnügen da, sondern zum Arbeiten. Die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen möchten nämlich ihre App „Schlösserland Sachsen“ um eine weitere Sehenswürdigkeit ergänzen. Aber nicht nur irgendeine, sondern die wohl bekannteste in Dresden: nämlich der Dresdner Zwinger. Und das war schließlich auch der Grund für meine Kurzreise ins sonnige Dresden, denn ich sollte dazu den Audioguide verfassen.

  • Schloss1b
  • Schloss4
  • Schloss3
  • Schloss1b

VOLL COOL MIT EMMA AUF DEN SPUREN DES DRESDNER ZWINGERS

Für mich ist das Erstellen von Audioguides immer eine spannende Aufgabe. Schließlich verlangt es viel Eigenverantwortung und noch mehr Kreativität. In der Schlösserland-App ist die 13-jährige Emma die Protagonistin, die die Besucher durch die Liegenschaft führt. In diesem Fall muss ich also nicht nur verständlich schreiben, sondern vor allem cool – sie soll ja schließlich authentisch wirken. Hinzu kommt natürlich auch, dass es für mich sehr schön ist den Ort real kennenzulernen, den man später in Worte hüllt. Viele Inspirationen für die Stationen fallen mir tatsächlich schon ein, wenn ich vor Ort bin.

VOR ORT VON DER MUSE GEKÜSST

Die Termine vor Ort sind aber auch noch aus einem anderen Grund für mich von allergrößter Wichtigkeit. Klar, die Historie könnte ich in der Literatur nachlesen und Gebäude anhand von Abbildungen beschreiben. Doch das reicht nicht, wenn ein guter und in sich schlüssiger Audioguide produziert werden soll, der am Ende sowohl dem Auftraggeber als auch mir gefallen soll.

Denn eine Herausforderung beim Schreiben eines Audioguides ist immer die Tatsache, dass man als Autorin den Blick der Besucher allein durch die Sprache lenken muss. Dazu gehört mehr als ein „Jetzt schauen Sie nach rechts“. Dann entstehen nämlich Fragen wie, wo nach rechts? Nach rechtsoben oder doch eher nach unten? Wichtig sind bei solchen Beschreibungen deshalb, dass ich im Text Orientierungspunkte in der unmittelbaren Umgebung benennen kann, anhand derer sich die Besucher leicht zurechtfinden. Und diese markanten Punkte sind in der Regel eben doch nicht in der Literatur nachzulesen, sondern nur vor Ort zu finden.

Auch die Route durch die Liegenschaft muss vor Ort getestet werden. Diese nur im Kopf auszumalen und dort zu beschreiten reicht nicht! Bei einem Termin vor Ort gehe ich deshalb mit dem Auftraggeber alle Stationen der Reihe nach ab und bespreche im Detail, welche Informationen wo relevant sind. Dabei ist es auch wichtig, dass mit den Auftraggebern genau besprochen wird, welche Informationen für sie besonders im Fokus stehen und welche hingegen gekürzt werden können, um den Besucher nicht zu überfrachten. Das Wichtigste ist außerdem, dass wir gemeinsam vor Ort darauf achten, dass die Inhalte – auch in Hinblick auf die gesamte Tour – logisch aufeinander aufbauen und die Besucher in den Genuss einer kohärenten Führung kommen.

VIELES GESCHAFFT – BEI SUPER WETTER!

Was am Ende eines Termins vor Ort bleibt, ist ein gutes Gefühl! Ich habe nicht nur einen tollen Tag in Dresdens Altstadt verbracht und ganz nebenbei noch Sonne getankt. Sondern ich habe auch alles dafür getan, um sowohl den Kunden als auch später die Nutzer der App zufriedenzustellen. Aber dafür muss ich als Autorin eben vor Ort gewesen sein. Zusammengefasst habe ich also gleichzeitig gearbeitet und Kunst und Kultur genossen. Und das ist doch das Wunderschönste am Kunsthistoriker-Dasein überhaupt! Wer reist schließlich nicht gerne und entdeckt dabei wie fast von selbst die historischen Spuren unserer Kultur?

Oder wie denken die anderen Kunsthistoriker da draußen darüber?

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Carolin Ayasse

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Analoges Marketing für digitale Angebote

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Apps sind nach wie vor groß im Trend, wie ein Blogbeitrag von t3n, einer Zeitschrift für Digitalwirtschaft, zeigt. Mit rund 90 Milliarden App-Downloads weltweit konnte sich die Zahl um 13 Milliarden Downloads zum Vorjahr steigern – Tendenz steigend. Auch aus ökonomischer Sicht lohnen sich Apps. Gerade die Deutschen geben gerne Geld für Apps aus, wie t3n ebenfalls in dem Blogartikel zeigt. Um genau zu sein nämlich 750 Millionen Dollar im Jahr 2016, was einer Umsatzsteigerung von 40% zum Vorjahr entspricht. Bis 2018 sollen sich zudem die Umsätze nochmal um bis zu 310 % erhöhen, erläutert die Plattform Horizont.

Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß

Sich jedoch beim Anblick dieser überwältigenden Zahl gemütlich nach hinten zu lehnen und sich die Illusion zu machen, in diesem Strom einfach mitgerissen zu werden, reicht nicht. Was vielen nämlich nicht bewusst ist, nur rund 20% aller Apps haben insgesamt mehr als 1.000 Downloads. Um überhaupt diese magische Hürde zu überwinden, bedarf es harter (Marketing-)Arbeit. Dabei scheint die Lösung des Problems eigentlich ganz simpel: Um die eigene App zahlenmäßig nach vorn zu treiben, muss sie von den potenziellen Nutzern nämlich nur gefunden werden.

Der Haken: In den App-Stores der beiden großen Anbieter Apple und Google tummeln sich ungefähr jeweils 1,3 Millionen Apps. Nur in seltensten Fällen weiß der Nutzer, wie die App konkret heißt, um diese dann über die »Suche« finden zu können. Um den Namen also publik zu machen, muss die App beworben werden. Das geht zum einen mit Hilfe von Online-Marketing über bezahlte Werbung bei Facebook, Google und anderen Plattformen, wie Julian Barzen zeigt. Aber auch Offline-Marketing darf dabei nicht vernachlässigt werden, wie das Beispiel der App „12 Romanische Kirchen“ zeigen soll.

12 Kirchen + 1 App = 1 großer Erfolg

Unsere App „12 Romanische Kirchen“, die am 28. Oktober 2016 in die Stores eingestellt wurde, stellt die romanischen Kirchen Kölns vor und bietet Hörführungen zu den Sakralbauten an. Allein in den vergangenen vier Monaten seit Einstellungsdatum, wurde die App in beiden Stores insgesamt auf 4.070 Geräten installiert (Stand 22.02.2017). Nach den oben genannten Zahlen also ein voller App-Erfolg, der maßgeblich auf Offline-Marketing zurückzuführen ist.

Ein großer Downloadsprung erfolgte beispielsweise, als am 8. November eine Sonderbeilage zu der App im Kölner Stadt-Anzeiger ein Magazin beilag. Auf 16 Seiten wurde nicht nur allgemein über die zwölf romanischen Kirchen und den dazugehörigen Förderverein informiert, sondern dezidiert die App „12 Romanische Kirchen“ analog beworben. Die Folge der Zeitungsbeilage schlug sich sofort in den Downloadzahlen der App nieder: Allein am 8. November, am Tag der Veröffentlichung des Magazins, wurde die App im Android- und iOS-Store insgesamt 2.222 Mal runtergeladen! (Und nein, diese Schnapszahl haben wir uns nicht ausgedacht J) Durch eine einmalige Bewerbung in der Tageszeitung konnte also rund die Hälfte der bis heute verbuchten Downloads erzielt werden.

Aufgrund des großen Erfolgs durch Printwerbung haben wir mit dem Förderverein eine Postkarte erstellt, um die App nachhaltig zu bewerben. Die Karten liegen in den Kirchen und touristischen Einrichtungen wie Hotels aus.

12RK Postkarte Mockup

Eine schöne App allein, macht noch lange keine hohen Downloadzahlen

Wie das Beispiel der App „12 Romanische Kirchen“ zeigt, kann Offline-Marketing viel bewirken, um einer App zum Erfolg zu verhelfen. Egal, ob als Plakataufsteller in der Institution, als Werbebeilage in einer Zeitung oder als Werbeaufdruck auf Eintrittskarten oder auch als ausliegende Broschüre. Wichtig ist nur, dass man sich der Möglichkeiten von Offline-Marketing bewusst ist, diese proaktiv umsetzt und die Chancen nicht ungenutzt lässt. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt!

Welches war Ihre kreativste Marketing-Kampagne? Berichten Sie von Ihren Erfahrungen!

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Redaktion

Carolin Ayasse

Redaktion

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Gastbeitrag: Meine Erfahrungen mit „12 Romanische Kirchen“

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Ein Gastbeitrag von Mareike Hengstermann.

Wer kennt das nicht: Man steht vor einer Kirche, einer architektonischen und künstlerischen Meisterleistung, und weiß nicht, wo man zuerst hinsehen soll. In der Kirche spielt sich das gleiche Szenario ab und Fragen wie: „Seit wann gibt es die Kirche? Welche einzigartigen Merkmale bietet sie und was bedeuten sie?“ bleiben. Diese Fragen könnten mir Kirchenführer oder Infotafeln beantworten. Vor Ort schweifen meine Blicke aber umher und wollen nicht an den Infoblättern hängen bleiben.

Mit der App in die Kirche

Audioguide-Apps zu Kirchen sind für mich der richtige Ansatz, weil die Infos nicht mit der Umgebung konkurrieren. Ich war in Köln unterwegs, um mir die romanischen Kirchen anzusehen und möchte hier meine eigenen Erfahrungen, die ich mit der App gemacht habe, mit euch teilen. Fünf Kirchen sind bereits in der App, von denen ich mir St. Aposteln, St. Andreas und St. Gereon mit der App im Gepäck angeschaut habe.

App runterladen, Überblick verschaffen und …

Das war einfach! Die App zeichnet sich durch eine einfache Bedienung aus. Eine Karte gibt einen guten Überblick über die Standorte der jeweiligen Kirchen. Für mich als Bonnerin ist das sehr praktisch, um mich in Köln nicht zu verlaufen (Das ist mir dann am Ende trotzdem passiert). Die einzelnen Kirchen trennen ja auch nur zehn Minuten Fußweg voneinander. In einem weiteren Menü kann ich die verschiedenen Audioguides laden, je nachdem in welcher Kirche ich gerade bin.

Erste Infos über Entstehung und den Baustil der Kirche habe ich jeweils immer außen vor der Kirche angehört. So bekam ich einen ersten Gesamteindruck mit Infos zum Grundriss.

… los geht´s!

Gastbeitrag: Meine Erfahrungen mit „12 Romanische Kirchen“

In der Kirche St. Aposteln angekommen, hatte ich die Wahl: entweder aus der Menüliste wählen und so die Standorte in der Kirche suchen oder bestimmte Standorte vom Grundriss der Kirche wählen und dann Infos dazu anhören. Ich bin es schnitzeljagdmäßig so angegangen, dass ich interessante Kapitel aus der App ausgewählt und dann das jeweilige Objekt gesucht habe. Highlights waren für mich der gewaltige Drei-Konchen-Chor, die abstrakte Ausmalung der Dreikonchenanlage und das Gemälde vom Katharinenaltar. Die Infos zur Anlage, zur modernen Ausmalung und zum Gemälde haben meinen Blick auf einige Details gelenkt, die ich sonst überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Die Ausmalungen am Gewölbe an sich faszinieren mich, weil hier moderne Kunst auf das historische Gebäude trifft.

Die App ist ihrer Aufgabe gewachsen.

Etwas Besonderes bietet die App für alle spontanen Besucher, die keine Kopfhörer dabei haben. Da es in den Kirchenräumen verständlicherweise unerwünscht ist, dass Menschen die Audioguides laut über ihr Smartphone abspielen, steuert die App automatisch die Hörmuschel des Gerätes an. Man kann sich das Gerät dann wie bei einem normalen Telefonat direkt ans Ohr halten und so den Audioguide hören.

Gastbeitrag: Meine Erfahrungen mit „12 Romanische Kirchen“

Bei den Audiospuren gilt das Motto: nicht zu wenig, nicht zu viel! In je ein bis zweiminütigen Kapiteln habe ich schnell und übersichtlich die passenden Infos erhalten und verarbeitet. So auch in St. Andreas, die etwas versteckt nur ein paar Meter vom Kölner Dom liegt. Neben den Infos zur Außenfassade habe ich mir die kleine Vorhalle, das beeindruckende Mittelschiff, die Querarme mit den wunderschönen Fenstern, Kapellen und auch eine Bildbeschreibung angehört. Hier habe ich wiederholt gemerkt: Allgemeine Infos und der scharfe Blick aufs Detail ergänzen sich gut!

Peu à peu ein guter Überblick

Die romanischen Kirchen liegen zentral und nah beieinander, da konnte ich eine schöne Runde durch Köln machen und die Kirchen gut miteinander vergleichen. So habe ich peu à peu einen super Überblick bekommen, wie vielfältig die Architektur ist!

Gastbeitrag: Meine Erfahrungen mit „12 Romanische Kirchen“

Last but not least besuchte ich St. Gereon. Die Kirche habe ich trotz(!) der Karte nicht so einfach gefunden und bin 20 Minuten lang im Kreis gelaufen. Bonnerin lost in Köln. St. Gereon ist eine der am besten erhaltenen Kirchen Deutschlands und kann u.a. mit dem beeindruckenden Gewölbe des Dekagons aufwarten. Was es mit den goldenen Sternen am Gewölbe der Kirche auf sich hat, habe ich dann wieder von der ruhigen Audioguidestimme erfahren. Nicht nur, dass ich auch hier mit spannenden Infos über die Architektur gefüttert wurde: Dank des Grundrisses habe ich erst die Taufkapelle in einem kleinen Nebenraum mit ihrem achtstrahligen Gewölbe entdeckt.

Fazit: Ein tolles Erlebnis!

Mein Trip in die drei romanischen Kirchen war ein schönes Erlebnis! Wer Interesse an Kunst- oder Kulturgeschichte hat, kann mit der App „12 Romanische Kirchen“ auf jeden Fall einen informativen Ausflug planen. Die App navigiert, informiert und vermittelt dabei. Sie führt in und durch die Kirchen und beantwortet die mir oft gestellten Fragen „Was bedeutet xy? Wer ist der Künstler? Was sind wichtige Details?“.

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Barrierearmut bei digitalen Angeboten

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Auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft können Museen nicht stehen bleiben. Als Orte der Bildungsbegegnung und Freizeitgestaltung – vom Kindergarten bis ins hohe Alter – sind sie gefordert, sich aktiv mit der Barrierefreiheit, einem Teilaspekt der Inklusion, zu beschäftigen (…).

So fordert es der Deutsche Museumsbund in seiner Leitlinie zur Barrierefreiheit und Inklusion. Dabei spricht die Leitlinie aber nicht nur eine allgemeine Barrierefreiheit im Sinne der Zugänglichkeit der Museen an, sondern skizziert eine allumfassende Inklusion in musealen Institutionen, welche auch die digitalen Angebote betrifft. Darunter fallen sowohl die hauseigene Internetpräsenz, als auch weitere digitale Angebote, wie beispielsweise Smartphone-Apps. Im Sinne der Barrierefreiheit soll eine technische Nutzung von Menschen mit verschiedensten Beeinträchtigungen, wie unter anderem Seh- oder Hörbehinderungen, gewährleistet sein. Doch was kann eigentlich Bestandteil einer Strategie zur Barrierefreiheit digitaler Angebote sein? Eine kleine Zusammenstellung.

Die Devise: Manchmal ist weniger mehr!

Vereinzelt erinnern Homepages manchmal an das, was Kinder und Jugendliche kreieren, die zum ersten Mal eine PowerPoint-Präsentation gestalten dürfen: Hier flackert die Schrift und da dreht sich etwas. Gerade bei Nachrichtenseiten wird häufig auf einen Lauftext zurückgegriffen, um auf die aktuellsten Informationen hinzuweisen. Für Menschen mit Behinderung können aber genau solche „netten Spielereien“ große Hürden darstellen. Denn manche Menschen können so wichtige Informationen generell nicht wahrnehmen oder aufgrund ihrer Bewegungseinschränkung nicht schnell genug darauf reagieren. Deshalb empfiehlt es sich bei barrierearmen digitalen Angeboten komplett auf Lauftexte zu verzichten. Genauso wie auf aufpoppende Textfenster, die Farbe verändernde Worte oder generell alles, was sich in irgendeiner Form bewegt.

Schick und funktional

Gerade für Menschen mit Bewegungseinschränkungen kann das Internet eine echte Mühe sein, wenn sie sich zunächst durch etliche Seiten durchklicken müssen, bevor sie an die eigentlich relevante Information gelangen. Daher ist es nicht nur hilfreich, auf eine Introseite zu verzichten, sondern gleichzeitig auch ein übersichtliches und klar strukturiertes Menü mit aussagekräftigen Überschriften bereitzustellen. Dabei sollte außerdem auch beachtet werden, dass die einzelnen Punkte sowohl über die Pfeil- als auch über die Tabulatortaste angesteuert werden können. Denn nicht alle Menschen sind in der Lage mit einer Maus zu arbeiten. Für querschnittsgelähmte Menschen etwa, die mit einem Mundstab über die Tastatur navigieren müssen, ist jeder Klick weniger eine echte Erleichterung. 

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Auch die übermäßige Farbigkeit digitaler Angebote kann für sehbehinderte Menschen schnell zu Problemen führen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass rund acht bis neun Prozent der Männer genetisch bedingt unter einer Farbfehlsichtigkeit leiden. Daher sollten Farben beim Design lieber sparsam verwendet und zudem ausreichende Farbkontraste gewählt werden. Bestehen bei Ihrem Farbkonzept Zweifel, so könnten Sie zusätzlich einen Style-Switcher implementieren, um so letztlich dem Nutzer die Wahl eines angemessenen Kontrastes zu überlassen. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, die Schriftgröße individuell anzupassen, denn nicht alle können kleine Buchstaben gleichermaßen erkennen. Eine gelungene Umsetzung dieser Punkte, veranschaulicht der Blog von Domingos de Oliveira, unserem Referenten in der Pausanio Akademie für barrierearmes Internet.

Können Sie etwas erkennen? Menschen mit Farbfehlsichtigkeit haben bei sogenannten Ishihara-Farbtafeln häufig große Probleme verschiedenfarbige Flächen voneinander zu unterscheiden.
Können Sie etwas erkennen? Menschen mit Farbfehlsichtigkeit haben bei sogenannten Ishihara-Farbtafeln häufig große Probleme verschiedenfarbige Flächen voneinander zu unterscheiden.

Websites sprechen lassen

Blinde Menschen können Websites zwar nicht sehen, dafür aber hören! Mithilfe eines Screenreaders können sie sich die Inhalte der Websites vorlesen lassen und auf diese Weise wie viele andere Menschen an der digitalen Welt partizipieren. Aber Achtung, Screenreader wie beispielsweise das MacBook-Programm VoiceOver entnehmen die Daten dem Quell-Code und nicht etwa die, die auf der eigentlichen Nutzeroberfläche erscheinen. Daher ist es sehr wichtig, dass der Quell-Code verständlich und übersichtlich programmiert ist, um blinden Usern eine einfache Navigation zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang muss auch bedacht werden, dass Alternativtexte für Bilder, Symbole oder Icons hinterlegt werden müssen, da die Screenreader-Programme diese nicht automatisch in Worte wandeln können. Und eigentlich wissen wir von unserem Userverhalten nur zu gut, dass oft ein Klick des Buttons mit der Aufschrift „Jetzt kaufen“ über den erfolgreichen Abschluss einer Bestellung via Internet entscheidet.

Zwei Personen mit unterschiedlichen Beeinträchtigung geben Einblicke, wie sie das Internet nutzen und wo für sie Hürden lauern. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=UREc1V_EkxQ

Was im Fernsehen klappt, funktioniert auch im Museum

Vielleicht haben Sie es beim Durchzappen des Fernsehprogramms auch schon einmal entdeckt: Die Tagesschau sendet jeden Abend zu ihrer gewohnten Sendezeit auch immer eine Ausgabe ihrer Nachrichtensendung, die synchron in Deutsche Gebärdensprache (DGS) gedolmetscht wird. So können sich hörgeschädigte Menschen gleichermaßen darüber informieren, was auf der Welt passiert.

Was im Fernsehen klappt, funktioniert auch im Museum. In einer Audioguide-App, in der üblicherweise auditive Führungen implementiert sind, können ebenfalls kleine Videos eingebaut und so die entsprechenden Hörstationen auch in Deutscher Gebärdensprache übersetzt werden. Unternehmen wie das Hamburger Gebärdenwerk haben sich eigens für die Videoproduktion in DGS spezialisiert.

Gebärdensprache in den Nachrichten. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=UP3URX1DkBM

Mit Barrierearmut zum digitalen Informationsreichtum

Eins ist am Schluss klar: Jede Behinderung erfordert andere Bedürfnisse. Deshalb ist es wichtig, bei der Programmierung und Umsetzung digitaler Inhalte viele unterschiedliche Details zu berücksichtigen. Nur dann kann eine aktive Teilhabe von verschiedenen Personengruppen gewährleistet werden. Nur so kann langfristig das vom Deutschen Museumsbund geforderte Ziel der Inklusion in musealen Einrichtungen erreicht werden. Und nur so kommen Menschen mit Beeinträchtigung dann überhaupt in ein Museum. Denn wie Domingos de Oliveira herausstellt, kommt diese heterogene Zielgruppe nur dann in ein bestimmtes Haus, wenn bereits deren digitaler Auftritt sie ansprechen konnte. Und sind wir doch mal ehrlich, eine nachvollziehbare Navigation einer übersichtlichen Seite erfreut nicht nur Menschen mit Beeinträchtigung, sondern kommt letztlich allen zu Gute!

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Relaunch unserer Website

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Der Raketeningenieur Wernher von Braun (1912–1977) wird mit den Worten zitiert:

Fortschritt ist der Weg vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.

Auch wenn sich Fortschritt für gewöhnlich schlecht visualisieren lässt, kann unsere neue Website doch aufzeigen, dass es mit unserem Unternehmen voran geht. Dazu zwei Gedanken:

Fokussierung auf das, was wichtig ist

Der Relaunch unserer Website Anfang 2017 fiel in eine Phase, in der wir unsere eigenen Ziele und die Wege dahin noch einmal intensiv durchdacht und geschärft haben. Wie haben es geschafft, unser Angebot mit vier Verben auf den Punkt zu bringen:

Wir beraten
programmieren
produzieren
publizieren

Die Gestaltung der neuen Website nimmt diesen neuen Fokus und die Konzentration auf das Wesentliche auf. Die Website ist deswegen zum einen insgesamt schlanker: die Seiten der Pausanio Akademie und der Agentur wurden zusammengeführt und das Menü auf wenige Bereiche reduziert. Zum anderen zeigt unsere Website jetzt mehr denn je, was wir eigentlich tun. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir unseren Projekten und Kunden.

Relaunch unserer Website

So einfach wie möglich, aber nicht einfacher

Ein Blick auf die globalen Trends im Webdesign zeigt, dass die Gestaltung des World Wide Web zunehmend von Minimal Design und konzeptioneller Reduktion geprägt ist. Für uns bedeutet Minimal Design jedoch mehr als einfach nur große weiße Flächen und dicke Überschriften. Die Reflexion des alltäglichen Handelns und die Konzentration auf das, was im jeweiligen Augenblick wichtig ist, ist für uns eine grundlegende Haltung, mit der wir arbeiten und leben. Dazu gehören agile Entwicklungsmethoden, die Entwicklung und Konzipierung der Projekte mit unseren Kunden und seit neuestem nun auch unser Webauftritt.

Verfasser dieses Beitrags

Strategieberatung

Jonas Gerlach

Strategieberatung

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Darf das Museum Spaß machen? Oder: Was Gamification für Kulturinstitutionen spannend macht.

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Im letzten Sommer bevölkerten Pokémon-Spieler die Straßen und Parks der Stadt, Pikachu und Glumander hatten sich aus den 90ern zurück in die Gegenwart und Herzen der Spieler und Spielerinnen katapultiert. Jetzt wird es wieder Frühling und mit der Schneeschmelze sind auch die Nutzungszahlen auf einem neuen Tiefstand angekommen. Und wieder stellen wir fest: Digitale Trends sind oft kurzlebig, In-Spiele kommen und gehen. Das „Game“ geht, das Spiel bleibt. Aber was steckt hinter der Begeisterung für das Spielerische, die regelmäßig neue Anwendungen aus dem Boden sprießen lässt?

Der Spaß am Spiel

Der Begriff „Gamification“ wirkt seit längerem als Buzzword in öffentlichen Debatten – Berater wie Christoph Deeg tragen ihn auch in den Kulturbereich. Gamification verspricht, mithilfe von spielerischen Anwendungen Lernprozesse zu motivieren und Informationsvermittlung spannender zu gestalten. Doch scheint in vielen Institutionen noch eine gewisse Scheu zu herrschen, das vermeintlich „profane“ Spiel in den „seriösen“ Raum des Museums einzulassen. Wir finden: Spielerischer Umgang mit Vermittlung und partizipative Ansätze in Ausstellungen können helfen, das Museum von seiner archivarischen Patina zu befreien.

Der Kulturwissenschaftler Johan Huizinga beschreibt schon 1938 den Menschen als “homo ludens“, der sich im Spiel entfaltet und selbst entdeckt. Das Spiel erhält so einen evolutionär wichtigen Stellenwert neben der Erzählung. Für ein Museum, das sich als Erfahrungsraum von Kunst, Kultur, Geschichtlichkeit und Gegenwart im Dialog begreift, können Elemente des Spielerischen, des Partizipativen und des Erzählens Teil einer umfassenden multimedialen und digitalen Strategie sein.

Was ist Gamification?

Von Marketern als kreative Möglichkeit zur Kundenbindung gefeiert, von Kritiken als neoliberale Entmündigung rationaler Handlungsentscheidung verschrien, ist die Verwendung des Begriffs weitgehend uneinheitlich. Im Allgemeinen versteht man unter Gamification die „Übertragung von spieltypischen Elementen und Vorgängen in spielfremde Zusammenhänge mit dem Ziel der Verhaltensänderung und Motivationssteigerung bei Anwenderinnen und Anwendern.“ (Gabler’s Wirtschaftslexikon) In dieser Definition steckt zunächst einmal weder die Kultur noch die Technik – doch wer heute von Gamification spricht, meint damit häufig digitale Anwendungen. Das liegt vor allem daran, dass der spielerische Wettbewerb, der der Idee zu Grunde liegt, besonders gut über  Apps & Co. abgebildet werden kann. Fortschritt für die Spielenden selbst sichtbar zu machen, ist eine der zentralen Voraussetzungen, damit Gamification funktionieren kann.

Gamification in Museen

„Spielifizierung“, so die wenig elegante deutsche Übersetzung, ist überdies keine Idee der digitalen Gesellschaft. Die Erkenntnis, dass Spaß am Spiel motiviert und Motivation wiederum Konzentration fördert, hat dazu geführt, dass in der Pädagogik seit langem Lehr- und Lernkonzepte entwickelt werden, die spielerische Elemente einbeziehen. Oftmals sind Ansätze spielerischen Lernens – auch in Kulturinstitutionen – jedoch noch auf Angebote der Kinderbildung begrenzt. Suchspiele, Bilderrätsel oder multimediale Angebote im Museen richten sich oft nur an „die kleinen“ Besucher und Besucherinnen und verschenken damit Chancen für umfassendere Publikumseinbindung. Denn das ermutigende Siegel „von 0 – 99“, das viele klassische Gesellschaftsspiele ziert, gilt auch für Gamification im Museum. Die Zielgruppe muss hier nicht (nur) die technikaffine Jugend sein. Dass multimediale Angebote mit spielerischem Charakter auch bei der älteren Generation gut ankommen, zeigt der Rückblick auf die Ausstellung „OMG! Objekte mit Geschichte“ im Badischen Landesmuseum.

Elemente des Spiels können in Kulturinstitutionen in ganz unterschiedlicher Form implementiert werden – digital und analog. Es gibt Story-basierte Spiele, die der Nutzerin erlauben, sich an einer Leitgeschichte durch die Lernwelt zu navigieren (z.B. WW1: Love & Sorrow, Museum Melbourne), Anwendungen, die Objekt-basierte Interaktionen ermöglichen (z.B. Design a Wig, Victoria & Albert Museum in London), oder solche, die größere Freiräume eröffnen, um die Grenzen zwischen virtuellen und analogen Welten zu erforschen (z.B. Being Faust – Enter Mephisto, Goethe-Institut Korea).

Trailer zu Being Faust – Enter Mephisto

Kuratorinnen und Kulturschaffende sollten sich also zunächst fragen, in welchem Bereich sie ihre Aufgabe verorten. Welche Inhalte wollen sie vermitteln? Welche Erfahrungen transportieren? Könnte etwa eine Schnitzeljagd durch’s Museum, ortsbasierte Minispiele oder komplexe Erzählungen die Grundlage bilden? Und welche Medien werden dafür eingesetzt? All dies liegt in der Auseinandersetzung mit der jeweiligen Thematik. Bei der gesamten Entwicklung von Gamification-Strategien sollte aber klar sein, dass analoge Ausstellungen und digitale Strategien sich im Spiel gegenseitig befruchten und dass Anspruch und Spiel sich nicht ausschließen.

Pokémon Go mag in diesem Frühjahr schon wieder Schnee von gestern sein – das Spiel als Kulturtechnik bleibt. Und darum ist es auch für Kultureinrichtungen wichtig, sich mit den Möglichkeiten transmedialer Spiele und Geschichten auseinanderzusetzen. Wir finden: Natürlich darf das Museum Spaß machen!

Verfasserin dieses Beitrags

Redaktion

Alina Valjent

Redaktion

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Rettet den magischen Fluss! – Mit einer App durch Kasachstans Hauptstadt

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Stellen wir uns vor, wir stehen in Astana, der Hauptstadt Kasachstans. Beim Blick auf das Smartphone, öffnet sich eine Push-Nachricht: „Hilf uns, den magischen Fluss wieder zu beleben! Löse die Aufgaben am alten Energiebaum!“. Eine Elster zeigt uns auf dem Bildschirm unseren aktuellen Standort. Dann öffnet sich ein Feld mit mehreren Fragen und mit der Aufforderung, diese richtig zu beantworten. Für jede richtig gelöste Aufgabe, erhalten wir Energieteilchen. Doch was hat es damit auf sich?

Es handelt sich um die geobasierte Spiele-App namens „Urbane Ecken“. Das bereits im Winter 2015 mit der Konzeption und Planung begonnene Projekt, wurde vom Goethe Institut Kasachstan in Auftrag gegeben. In Zusammenarbeit mit CAREC, einer gemeinnützigen Umweltorganisation für den ostasiatischen Raum, und Pausanio wurde das Spiel im September 2016 gelauncht. Anlass für das internationale Großprojekt ist die EXPO 2017 zum Thema „Future Energy“. Diese findet Mitte dieses Jahres in Astana statt und behandelt das Thema der zukünftigen, nachhaltigen Energieressourcen.

Mit Gewohntem Neues lernen und Bewusstsein schaffen

Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Erde. Bei einer Bevölkerungsdichte von sieben Einwohnern auf einen Quadratkilometer, ist es  zugleich eines der rohstoffreichsten Länder. Und hier liegt der springende Punkt: Anders als in Europa, ist die Notwenigkeit der erneuerbaren Energien noch nicht im Bewusstsein der kasachischen Bevölkerung angelangt. Warum denn auch?

So war die Weltausstellung für das Goethe Institut der richtige Zeitpunkt, um die eigene Sprach- und Vermittlungsarbeit mit dem Anspruch zu verknüpfen, die kasachische Bevölkerung spielerisch an dieses wichtige Thema der erneuerbaren Energien heranzuführen. Bei der Konzeption war schnell klar, dass vor allem die junge Generation zu einem Umdenken animiert werden muss.

Die Zielgruppe dürfe aber nicht belehrt werden, sondern vielmehr mit spielerischen Denkansätzen ein Bewusstsein für dieses Thema geschaffen werden. Dies funktioniere nur mit Hilfe von vertrauten Vermittlungsmethoden und im direkten Lebensumfeld der Jugendlichen, so der Gaming-Experte Christoph Deeg beim ersten Treffen im November 2015. Das Ergebnis ist ein geobasiertes Strategiespiel in Form einer App für Smartphones und iPads.

Referenzen Urban Corners

Outdoor-Experience in einer virtuellen Spielwelt

In der ganzen Stadt von Astana „Spots“ eingerichtet. An diesen Punkten können sich die Schüler und Jugendlichen einloggen, um Aufgaben zu lösen. Mit Push-Nachrichten werden die Spieler auf Spots in ihrer Nähe hingewiesen, wenn sie in der Stadt unterwegs sind. Zudem werden die GPS-basierten Geopunkte in einer Stadtkarte innerhalb der App angezeigt.

Es gibt vier verschiedene Aufgabentypen: Textfragen, Multiple-Choice-Fragen, Foto- sowie QR-Code-Aufgaben. So werden die Spieler zum Beispiel aufgefordert, im Park die Totem-Tiere der Wächter zu suchen und zu fotografieren. Diese werden dann in einem eigens für das Spiel installierten Online-Fotostream hochgeladen, der im Internet unter urban-corners.org/photoStream einsehbar ist.

Eine weitere Besonderheit sind die bis jetzt noch etwas selteneren QR-Code-Aufgaben: Dabei müssen die neuen Wächter versteckte QR-Codes an den Spots finden und diese mit ihrem Gerät scannen, um weitere Spielinformationen oder Energieteilchen zu erhalten. Alle Rätsel drehen sich auf unterschiedliche Weise um das Thema der nachhaltigen Energien.

In Verbindung mit den Sozialen Netzwerken Facebook und der in Kasachstan sehr populären Plattform vkontakte, findet eine medienübergreifende Kommunikation und Dokumentation des Spieles statt. Auf diese Weise können sich die Spieler untereinander vernetzen und ihre Spielerfolge öffentlich teilen. Auch interessierte Nicht-Spieler können so dem Spielverlauf folgen. Die App kann zudem in vier Sprachen gespielt werden: Deutsch, Englisch, Russisch und Kasachisch. Lädt man das kostenlose Spiel aus dem App-Store für Apple oder Android runter, wird man erst einmal durch die fiktionale Gamestory geführt.

Als Wächter durch die Stadt

Beim Öffnen der App, wird man aufgefordert, sich für eine der fünf Wächtergruppen zu entscheiden und ein eigenes Wächterprofil inklusive Schlachtruf anzulegen. Um erfolgreich Aufgaben zu lösen und  Energiepunkte zu sammeln, muss man als Spieler das Haus verlassen und die Spots aufsuchen. Die erspielten Punkte werden an den magischen Fluss weitergegeben, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ein Pegelstand zeigt an, wie viele Punkte insgesamt noch gebraucht werden. Der Fluss kann somit nur in Teamarbeit gerettet werden. Der Wolf und die Elster begleiten die Spieler mit Tipps durch das Spiel und informieren sie mit Push-Nachrichten über Neuigkeiten.

Beim Launch der App Ende September 2016, startete das Spiel mit 12 Spots und 221 Spielern. Durch Kooperationen mit Schulen und vom Goethe Institut initiierte Workshops, wurde das Spiel im Vorfeld bei den potentiellen Spielern publik gemacht. Zahlreiche Schüler halfen die Alphaversion des Spieles zu testen und gaben konstruktive Kritik an die Entwickler von Pausanio weiter. So gelang es in Zusammenarbeit aller Beteiligten, ein anspruchsvolles und unterhaltsames Spiel zu realisieren. Mittlerweile zählt das Spiel über 500 aktive Spieler – und es werden stetig mehr!

Aktives Engagement wird belohnt

Jeden Monat werden neue Spots und Aufgaben freigeschaltet. Auch die Spieler können neue Spielorte und Rätsel vorschlagen, die sie beim Goethe Institut einreichen. Regelmäßige Preisausschreiben und Wettbewerbe spornen die Spieler an, sich aktiv mit eigenen Ideen einzubringen und sich somit am Ausbau des Spiels zu beteiligen.

Neben kleineren Gewinnen wie Eintrittskarten für die EXPO, T-Shirts, Fahrrädern und Fairphones, besteht der Hauptpreis zum Ende des Spieles aus einer Deutschlandreise. Die Jury setzt sich aus Vertretern des Goethe Institutes, CAREC und Fachexperten zusammen. Sie entscheidet über die innovativsten und kreativsten Vorschläge der Spieler.

Verbindung zwischen Analog und Digital

Die Schüler und Jugendlichen werden so nicht nur zum aktiven Mitmachen animiert, sondern gelten als Multiplikatoren des Spieles, indem sie als Wächter in der realen Stadt unterwegs sind.

Aufgrund dessen findet die Vermittlung nicht nur digital statt. Themenbezogenen Veranstaltungen und Aktionen werden in die tatsächliche Lebenswelt der Zielgruppe eingebunden. Auf diese Weise schafft man neue Erfahrungsräume für die Spieler, in denen sie sich individuell mit dem Thema auseinandersetzen können.

Ein umfangreiches Begleitprogramm unterstützt die Intention des Spieles. So gab beispielsweise Nicolas Journoud, der Grafikdesigner der App, einen Zeichenworkshop in Astana. Dabei lernten die Teilnehmer, wie man selbst kreativ wird und wie digitale Grafiken für das Spiel entworfen werden.

Mit dem Beginn der Weltausstellung werden zusätzliche Spielfeatures und Aktionen in Kooperation mit dem Veranstalter realisiert. Im Sommer werden dann auch weitere, themenbezogene Aufgaben auf dem EXPO-Gelände integriert. Leider ist das Spiel vorerst nur in Astana spielbar. Allerdings gibt es bereits Pläne, die Spielorte zumindest auf weitere Städte in Kasachstan auszuweiten.

Verfasser dieses Beitrags

Redaktion und Projektmanagement

Martha Papok

Redaktion und Projektmanagement

Der Beitrag Rettet den magischen Fluss! – Mit einer App durch Kasachstans Hauptstadt erschien zuerst auf Pausanio.

Open Data: eine Vision

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Vor zwanzig Jahren war Open Data noch ein dickes gelbes Buch. Darin standen die Adressen und Telefonnummern der Bürger und Bürgerinnen aus dem Einzugsgebiet. Open Data war die Möglichkeit, sich in der nächsten Bibliothek durch den gesamten Bestand zu lesen oder öffentliche Archive zu durchforsten. Die Digitalisierung bringt noch einmal neuen Schwung in die Debatte um offene Daten – und macht die Auseinandersetzung mit dem Thema auch für Kultureinrichtungen immer wichtiger.

Was ist Open Data?

Telefonbücher gibt es immer noch. Aber im Digitalen ist Open Data Google Maps, Wikipedia und Datahub. Mehr Transparenz, mehr Partizipation, mehr Wissenswachstum – das ist die demokratische Utopie hinter Open Data. Je mehr Daten wir zur Verfügung haben, desto besser kann internationale und branchenübergreifende Wissensvernetzung stattfinden.

Die Definition von Open Data ist eigentlich ganz einfach: offene Daten, die von jeder und jedem genutzt und weiterverbreitet werden dürfen. „Daten“ meint hier zunächst mal alles – Geo-Daten, Bilder, Texte, Informationen zu Bevölkerungsentwicklung oder gesundheitlicher Versorgung. Von diesen frei verfügbaren Daten können nicht nur Wissenschaftlerinnen profitieren. Auf der Plattform OpenRuhr können interessierte Bürgerinnen Daten rund um das Ruhrgebiet einsehen. Und die Mediensammlung europeana macht über 50.000.000 Werke aus Museen und Archiven der Öffentlichkeit zugänglich. Die Werke sind unter einer Creative Commons Lizenz verfügbar, was in den meisten Fällen die Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Voraussetzungen verlangt.

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Eine Vision – viele Ängste

Unter dem Begriff „Open Data“ laufen zur Zeit viele verschieden Diskurse der Form „Open + x“. Open Access, Open Content, Open Source und Open Government sind nur einige davon. Offene und frei verfügbare Daten sollen mehr Demokratie, internationale Zusammenarbeit und die gemeinschaftliche Lösung von kollektiven Problemen ermöglichen. Hinter Open Data steckt eine große Vision – aber auch viele Ängste und Einwände.

Die bisher zaghafte Bereitstellung offener Daten im öffentlichen Bereich ist datenschutzrechtlichen Problemen und Sicherheitsrisiken geschuldet. Klar ist: Sensible oder persönliche Daten müssen geheim bleiben dürfen. Doch wo ist die Grenze zwischen Daten, die berechtigterweise unveröffentlicht bleiben wollen, und solchen, die der Förderung des Allgemeinguts dienen? Darüber hinaus muss die offene Bereitstellung von Daten auch immer Missbrauch einkalkulieren – sei es durch gezielte Verfälschung von Informationen oder durch unerwünschte oder kriminelle Nutzung.

Open Data im Kulturbereich

Im kulturellen Bereich kann Open Data die Vernetzung von Museen und kulturellen Institutionen vorantreiben, die sich selbst als Plattform von Wissensaustausch und -schöpfung verstehen. Der öffentliche Auftrag zur Vermittlung wird hier noch einmal neu gestellt. Wie gehen Museen mit denen ihn anvertrauten Daten und Werken um? Wie viel „Geschlossenheit“ kann ein Museum sich heute noch leisten? Open Data kann für Museen eine ganz neue Möglichkeit bieten, ihr Wissen aus den Archiven auszugraben und über die Zinnen des Elfenbeinturms hinaus unter’s Volk zu bringen. Ein Beispiel für eine Plattform, auf der Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen kulturelles Erbe zur Verfügung stellen können ist openGLAM.

Das Bild zeigt einen Gang in einem weiträumigen Archiv. Rechts und links stehen Aktenordner und Aktenschubkästen in den Regalen.
Das klassische Archiv: Meterlange Flure voller Akten. Digital geht das leichter.

Mit dem Bekenntnis zu Open Data geht auch die Frage nach der Lesbarkeit der Daten einher. Sind die Daten barrierefrei? Sind sie also auch für Menschen mit eingeschränkter Lese-, Seh- oder Hörfähigkeit erreichbar? Und sind sie darüber hinaus auch für Maschinen lesbar? Das ist unter anderem der Fall, wenn die Datensammlungen über eine Programmierschnittstelle, eine sogenannte API verfügt, die es Entwicklern erlaubt, die Daten weiterzuverarbeiten und in ihre eigenen Anwendungen zu integrieren. Ein Auflistung musealer Datenbanken mit einer API findet sich zum Beispiel hier. Für Museen ist darüber hinaus speziell „Linked Open Data“ ein spannendes Thema. Hierbei werden Datensätze so strukturiert, dass sich durch semantische Verschlagwortung Wissensnetze bilden, deren Wert sich in der Recherche bewährt.

Lizenzierung – Rechtliche Grundlagen

Wer Datensätze oder Werke freigeben möchte, muss sich mit den verschiedenen Formen der Lizenzierung auseinandersetzen. Die Creative Commons-Lizenz kennt sechs Kernformen, die auf der unterschiedlichen Zusammensetzung von photographisch markierten Grundelementen basieren. Diese Variablen regeln unter anderem, ob der Autor genannt werden muss, ob das Werk bearbeitet werden darf und zu welchen Zwecken es eingesetzt werden kann. Die offenste Form der Lizenz ist die CC0 Lizenz, die Werke zum Public Domain, also zum öffentlichen Gut erklärt, an dem keine Rechte vorbehalten sind.

Open Data geht immer mit einer Bereitschaft einher, seine Daten, sein Wissen, seine Werke loszulassen. Alles, was mit einer umfassenden CC-Lizenz versehen ist, kann von anderen weiterverwendet und auch verändert werden. Das anzuerkennen erfordert von Autoren und Autorinnen einiges an Gelassenheit, da sie nicht kontrollieren können, was mit ihren Werken passiert. Für Verwaltungen bedeutet Open Data auch einen Machtverlust in Kauf nehmen zu müssen: Open Data führt zu einer konsequenten Dezentralisierung von Verwaltungsdaten. Open Data ist also immer eine Haltung gegenüber Daten, gegenüber geistigem Eigentum und gegenüber dem Ideal von Informationsfreiheit.

Eine Spielwiese für Open Data – mit all ihren Vor- und Nachteilen – ist übrigens Wikipedia. Wer ein bisschen selber open daten und sein Wissen öffentlich machen will, kann hier beginnen. Und wird schnell feststellen: Open Data ist schön. Macht aber (auch) Arbeit.

Verfasserin des Beitrags

Redaktion

Alina Valjent

Redaktion

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„Wallraf digital“ – Ein Modellprojekt digitaler Wissensvermittlung

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Digitale Wissensvermittlung beschränkt sich oft auf die Haltung eines „Machen wir da halt mal ‘nen Blog zu“. Das Projekt des Lehrstuhls für Geschichte der frühen Neuzeit von Prof. Dr. Gudrun Gersmann hingegen basiert auf einem umfassenden Konzept. Eine App zum kostenlosen Download, verschiedene Online-Angeboten auf den Seiten der Universität Köln gehören zu „Wallraf digital“. Und auf dem Blog „Zeitenblicke“ bloggen Prof. Gudrun Gersmann, ihre MitarbeiterInnen und GastautorInnen zu aktuellen Themen aus der Forschung rund um „Europa um 1800“, Lehre, digitale Projekte, Transfer und Management.

Wer war Wallraf?

Ferdinand Franz Wallraf lebte von 1748 bis 1824 in Köln, wo er als Stadtreformer, Universitätspolitiker und Kunstsammler tätig war. Als letzter Direktor der alten Kölner Universität brachte er Reformschriften auf den Weg, die das Universitätsleben noch heute prägen. Den Einstieg in das Thema bietet der Crashkurs Wallraf für alle, die den Namen Wallraf nur mit dem Vornamen Günter, einem Doppel-F und Enthüllungsjournalismus verbinden können.

 

Die Stadtbibliothek, das Stadtmuseum, das Bildarchiv und andere kulturelle Einrichtungen sind aktiv an dem Projekt beteiligt, das sich an Studierende und Forschende aber auch an die Stadtöffentlichkeit richtet. Wallraf digital wurde medial bereits breit rezipiert – Die Kölner Rundschau berichtete, das Kölner Tourismusportal verwies auf die App und auch auf der MAI-Tagung (Museums and Internet) wurde Wallraf Digital vorgestellt. Unter dem Hashtag #maitagung können die Beiträge verfolgt werden.

Digitale Wissensarchitektur: Gekommen um zu bleiben

Gut zu wissen: In das Projekt „Wallraf digital“ sind schwerpunktmäßig junge Forschende involviert. Die Universität Köln positioniert sich damit stark für eine zukunftsgerichtete Vermittlungsarbeit: Am MAP-Lab (Modern Academic Publishing) lernen junge HistorikerInnen das „Denken in digitalen Publikationsstrukturen“. Unter dem Namen „zeitenblicke“ lief bereits von 2002 bis 2013 ein interdisziplinäres Online-Journal, das als Vorreiterprojekt die Möglichkeiten geisteswissenschaftlichen Publizierens unter Bedingungen des Internets auslotete. Das Gesamtprojekt App – Blog – Portal steht Modell für eine umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Frage nach digitalen Forschungs- und Vermittlungsstrategien, der sich in Zukunft auch andere Einrichtungen aus der Kultur- und Wissenschaft stellen müssen.

Verfasserin des Beitrags

Alina Valjent

Alina Valjent

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Freie Lizenzen im Netz – Grundlagen

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WTFPL – Das ist Popkultursprech als Lizenzform: Do What The Fuck You Want To Public License. „Mach doch was du willst“ so könnte man die WTFPL höflich übersetzen. Nicht immer steckt im Namen der Lizenz so direkt und unbürokratisch der Gehalt ihrer Vereinbarung. Die Möglichkeiten von Lizenzgebung im Netz sind vielfältig – aber auch ein wenig unübersichtlich. Freie Lizenzen für Software und Inhalte spielen in der Diskussion um Open Source bzw. Content eine Rolle, aber auch im Alltag von Kultureinrichtungen, die sich online bewegen. Ganz allgemein: Wer es mit kreativen Inhalten im Netz zu tun hat, oder selbst Text, Bild oder Ton ins Netz stellen will, sollte sich zumindest ein wenig mit den möglichen Lizenzen auskennen.

Open Source, Open Content – Die verschiedenen Lizenzen

Als erste ausgearbeitete freie Lizenz waren die GNU General Public Licenses im Umlauf. Die Software-Lizenz sollte Code unter einem freien Lizenzierungsmodell zugänglich machen. Die Grundsätze der Bewegung hat Richard M. Stallman 1985 in einem Manifest niedergeschrieben. Um zu gewährleisten, dass EntwicklerInnen, die mit GNU-Software arbeiten, den Wissenspool ebenfalls nähren, verpflichtet die Lizenz ihre NutzerInnen zur Weitergabe der Derivate unter gleichen Bedingungen (Copyleft). Die Idee freier Lizenzen geht also auf die Software-Entwicklung zurück, die durch freien Code kollaborative Arbeiten ermöglichen wollte. Weitere Lizenzen für „freie Software“ sind u.a. die Apache-Lizenz und die BSD-Lizenz, wobei letztere sich von der GNU dadurch unterscheidet, dass der Quellcode nicht mit veröffentlicht werden muss. Die Apache-Lizenz (2.0) ist hingegen mit der GNU GPL (Version 3) kompatibel. Da parallel zur Software auch die Handbücher zur Nutzung lizensiert werden mussten, entwickelte sich die GNU Free Documentation License. Diese wird heute auch für anderweitig freie Inhalte verwendet. Auch Wikipedia ist unter GNU lizensiert. 

  • Lizenzen sind Vereinbarungen zwischen zwei Interessengruppen, dem Lizenzgeber und dem Lizenznehmer. Diese beiden Parteien schließen einen Lizenzvertrag, der eine Beschreibung des Gegenstandes, sowie konkrete Festlegungen von Laufzeit, Vergütung, Einsatzbereich und ggf. Strafen bei Nicht-Einhaltung der Bedingungen festschreibt. Lizenzgeber und Lizenznehmer sind durch wechselseitige Rechte und Verpflichtungen aneinander gebunden. Während im Bereich der Literatur, Wissenschaft und Kunst der Werkbegriff Lizenzierungs-Modi bestimmt, liefert das Patentrecht das Gegenstück des Urheberschutzes im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich.

Im Open-Content-Bereich haben sich in den letzten Jahren die Creative Commons (CC) für „freie Inhalte“ durchgesetzt. Während ältere Lizenzen mit relativ komplexen Texten auf unsicherer Gesetzeslage operieren, sind die Creative-Commons-Lizenzen relativ allgemeinverständlich gehalten. Icons und Abkürzungen ermöglichen den NutzerInnen den schnellen Überblick über Bedingungen der Lizenznutzung. Die vier Kernelemente sind die Variablen „BY“, „NC“, „ND“ und „SA“, die auch durch Piktogramme symbolisiert werden können.

Creative Commons Icons

Namensnennung („BY“) ist in fast allen Lizenzformen vorgeschrieben, mit „NC“, einem durchgestrichenen Euro- oder Dollar-Symbol, wird angezeigt, dass das Werk nicht kommerziell benutzt werden darf, „SA“ schreibt mit „share alike“ die Weitergabe unter gleichen Bedingungen vor und eine Weiterbearbeitung wird mit „ND“ („no derivatives“) ausgeschlossen. Aus der Kombination dieser vier Variablen ergeben sich die verschiedenen CC-Lizenzen. Die GNU Free Documentation License entspräche im CC-System demzufolge der CC-BY-SA-Kobination. „Ganz“ frei ist nur die CC0-Lizenz. Die Vorteile von CC-Lizenzen liegen in der übersichtlichen Kombinations- und Rekombinationsmöglichkeit der Modelle sowie in der Kompatibilität mit dem deutschen Urheberrecht. Und das ist gar nicht so einfach…

Wahret die Originale: Ein Gnu. In Echt. Mit CC0-Lizenz.
Wahret die Originale: Ein Gnu. In Echt. Mit CC0-Lizenz.

Freie Lizenzen und das deutsche Urheberrecht

Sich von seinen Urheberrechten loszusagen scheint zunächst einmal sehr einfach. Doch kein Copyright anzugeben, bedeutet nicht automatisch, dass die Urheberrechte entfallen. Während das ©-Zeichen nach US-amerikanischem Recht bei urheberrechtlich geschützten Werken angegeben werden muss, um den Schutz zu gewährleisten, ist in Deutschland jedes Werk, das schutzfähig ist, standardmäßig geschützt. Das heißt: Urheberrechtsfähige Werke, also Werke die einen gewissen Grad an Innovation und individuell zurechenbare Leistung aufweisen, unterliegen automatisch dem Urheberrecht. Erst eine Lizensierung unter einer freien Lizenz, etwa einer GNU- oder CC-Lizenz übergibt das Werk rechtsgültig der Allmende. Urheberrechtlich geschützte Werke werden 70 Jahre nach dem Tod des Autors übrigens automatisch zum Gemeingut.

  • § 2 Geschützte Werke

    (1) Zu den geschützten Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst gehören insbesondere:

    1. Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und Computerprogramme;
    2. Werke der Musik;
    3. pantomimische Werke einschließlich der Werke der Tanzkunst;
    4. Werke der bildenden Künste einschließlich der Werke der Baukunst und der angewandten Kunst und Entwürfe solcher Werke;
    5. Lichtbildwerke einschließlich der Werke, die ähnlich wie Lichtbildwerke geschaffen werden;
    6. Filmwerke einschließlich der Werke, die ähnlich wie Filmwerke geschaffen werden;
    7. Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art, wie Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen, Tabellen und plastische Darstellungen.

    (2) Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen.

Eine deutsche Lizenz für freie Inhalte ist die UVM-Lizenz, die bereits vor den CC-Lizenzen im deutschsprachigen Raum verwendet wurde. Sie wurde 2003 vom Institut für Rechtsfragen der Freien und Open Source Software (ifrOSS) im Auftrag des Kompetenznetzwerks Universitätsverbund Multimedia (UVM) in Nordrhein-Westfalen entwickelt und ist speziell auf deutsches und europäisches Recht abgestimmt. Sie erlaubt komplexere Bestimmungen z.B. in Bezug auf die Namensnennung, die je nach Veränderungsgrad des Ursprungsproduktes vorgeschrieben bzw. nicht erlaubt ist. Eine französische Lizenz für freie Inhalte ist die „Licence Art Libre“, die ebenso wie die UVM eine Weitergabe unter gleichen Bedingungen voraussetzt. Diese Lizenz für freie Kunst zeichnet Werke aus, die auch kommerziell genutzt werden dürfen und entspricht damit der CC-BY-SA Lizenz.

Viele Wege führen nach Rom, nicht alle zur richtigen Lizenz

Durch die Vermischung von Rechtsräumen im globalen Netz und die internationale Zirkulation von Text, Bild und Ton entstehen oftmals rechtliche Unsicherheiten. Einige Lizenzmodelle sind untereinander kompatibel, andere schließen sich aus, Lizenztexte werden nicht immer aus dem Englischen übersetzt und die Verwendung von Symbolen wie dem © oder dem ℗ erfolgt häufig uninformiert. Wir hoffen, hier ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Die WTFPL-Lizenz gibt es übrigens wirklich. Sie ist jedoch aufgrund unsicherer Rechtslage nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Wer sein Werk im WTF-Modus weitergeben will, greift lieber auf die standardisierte CC0-Lizenz zurück. Mit der kann man sein Werk sicher (und fäkalsprachenfrei) der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

Dieser Text ist unter CC-BY-SA freigegeben. Er kann bei Namensnennung und Quellenangabe verwendet und unter gleichen Bedingungen weitergegeben werden!
Dieser Text ist unter CC-BY-SA freigegeben. Er kann bei Namensnennung und Quellenangabe verwendet und unter gleichen Bedingungen weitergegeben werden!

 

Verfasserin des Beitrags

Redaktion

Alina Valjent

Redaktion

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Vor wem haben wir eigentlich Angst…?

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…oder vielmehr: Vor wem könnte man hier eigentlich Angst haben?

Vor Google, Facebook und Co. natürlich!

Wer soziale Medien oder gar Messenger-Dienste wie WhatsApp nutzt, willigt darin ein, dass seine Daten auf Servern in den USA gespeichert werden und dort zu kommerziellen Zwecken weiterverwendet werden dürfen. Doch es sind in den meisten Fällen nicht nur die eigenen Daten. Um z. B. WhatsApp nutzen zu können, muss ein User dem Unternehmen zunächst auch jede Menge Daten von Dritten zur Verfügung stellen, denn die Software benötigt Zugriff auf die Telefonnummern der gesamten Kontakte, die auf dem Smartphone gespeichert sind. Laut AGBs darf WhatsApp diese Daten zu kommerziellen Zwecken verwenden. Das ist datenschutzrechtlich ein riesiges Problem.

Grund genug für das Amtsgericht Bad Hersfeld in einem familiengerichtlichen Beschluss zu fordern, dass schriftliche Einverständniserklärungen aller Menschen einzuholen seien, die ein minderjähriger Nutzer in der Kontaktdatenbank vorhält, wenn er diese WhatsApp zur Verfügung stellen möchte. Dies gelte als Auflage für Eltern zur Überwachung der Smartphone-Nutzung ihres minderjährigen Kindes. What?

Zur Klarstellung: Natürlich ist die ungefragte Weiterhabe von Daten juristisch wie ethisch ein Problem. Aber ohne dies zu tun verweigert WhatsApp die Nutzung der Software. Es verstößt also mit hoher Wahrscheinlichkeit so ziemlich jeder WhatsApp-Nutzer gegen das Datenschutzgesetz, wenn er keine schriftliche Einverständniserklärung hat.

Einverständniserklärungen zu fordern ist netter Versuch, aber in vielerlei Hinsicht weltfern und katastrophal. Denn wenn die AGBs von WhatsApp zum illegalen Handeln zwingen, sind zunächst die AGBs ein Problem.

Der Beschluss bedeutet damit de facto das Ende des digitalen Austauschs für Minderjährige. Denn wer bitte schön macht und schafft es ernsthaft, diese Auflage zu erfüllen, wenn man WhatsApp richtig nutzen möchte? Und der Beschluss müsste grundsätzlich ja nicht nur WhatsApp betreffen, denn sobald ich meine Daten überhaupt auf einem Smartphone speichere, habe ich sie ja bereits an Google, Apple o.ä. weitergegeben. Ähnlich bei der Nutzung einer Adressverwaltung auf dem Rechner, wenn dieser an eine Cloud angebunden ist. Immer dann gebe ich diese Daten weiter.

Und warum sollte das nur für Minderjährige ein Problem sein? Natürlich haften Eltern für ihre Kinder und könnten durch eine schriftliche Einverständniserklärung eine mögliche Klage umgehen. Aber das Problem ist in seinem Grundsatz dadurch ja nicht vom Tisch. (Siehe auch die Diskussion auf Twitter.)

Und ein bisschen Angst vor Veränderungen!

Interessanterweise ging es in dem Urteil nicht primär darum, dass Daten in die USA, also ins Ausland weitergegeben werden, sondern dass Daten grundsätzlich weitergegeben werden. Man kann den Eindruck haben, eine der Hauptängste sei es, dass die Daten in die Hände von Unternehmen gelangen, die damit auch noch Geld verdienen möchten. Unvorstellbar in Zeiten, in denen im Internet scheinbar alles kostenlos ist…

Und in diesem Punkt zeigt der Beschluss des Amtsgerichts Bad Hersfeld die gesamte Absurdität des deutschen Umgangs mit dem digitalen Wandel. Deutschland möchte als große Industrienation zwar ganz vorne mit dabei sein, kann aber nicht ein einziges weltweit bedeutendes Unternehmen vorzeigen, das den digitalen Wandel aktiv mit gestaltet. Datenweitergabe bedeutet in Deutschland daher fast immer die Weitergabe ins Ausland. Es geht in dem Beschluss also doch auch um die USA.

Natürlich wird der digitale Wandel in Deutschland nicht dadurch beschleunigt und diese Situation nicht dadurch verbessert, dass ich Kontaktdaten von Dritten an WhatsApp weiterleite. Aber es führt uns einmal wieder vor Augen, dass es in Deutschland einiges aufzuholen gibt. Nicht nur den Datenschutz. Denn schriftliche Einverständniserklärungen zu fordern und die Nutzer für die AGBs von WhatsApp verantwortlich zu machen, können ja nicht die Lösung sein.

Und so ist dieser Beschluss nicht nur ein Zeigefinger, der schuldzuweisend auf Datenkraken zeigt. Dieser Finger zeigt uns auch diejenige, die mit ihm zeigt: Eine weit verbreitete kritische Haltung gegenüber Veränderungen. Eine unbestimmte Angst, nicht mehr Herr im Hause zu sein, wenn Unternehmen die eigenen Daten auswerten. Eine Angst vor gläsernen Bürgern, die von einer künstlichen Intelligenz gesteuert werden. Eine Angst davor, dass diese Daten in die falschen Hände gelangen könnten.

Wie kann man dieser Angst begegnen? Zum einen müssen wir uns vernünftige Gedanken über den Datenschutz machen, denn natürlich gibt es vieles, was dort im Argen liegt. Zum anderen braucht es aber auch Bildung und die Erziehung zu digital mündigen und reflektierten Bürgern. Ob der Beschluss des Amtsgerichts, der faktisch das Ende der Nutzung von digitalen Diensten für Minderjährige bedeutet, dafür hilfreich ist, möchte ich zumindest bezweifeln.

Aber der Beschluss ist noch vor einem weiteren Hintergrund absurd. Denn er fällt in eine Zeit, in der nicht nur Unternehmen an großen Datenmengen interessiert sind.

Aber Angst haben wir doch nicht vor der Regierung!

Der deutsche Bundestag hat letzte Woche Donnerstag mir nichts dir nichts im Eilverfahren ein Gesetz beschlossen, das jedem klar denkenden Nutzer von digitalen Kommunikationsgeräten noch sehr viel mehr den Atem gefrieren lassen müsste. Es ist vielleicht das weitreichendste Überwachungsgesetz der bundesdeutschen Geschichte und hat das Potenzial, Horrorszenarien wie aus 1984 und den feuchten Traum eines jeden Stasi-Beamten Wirklichkeit werden zu lassen. Es geht um den sog. Staatstrojaner: die Möglichkeit für deutsche Geheimdienste, Spähsoftware auf den Geräten von Nutzern zur totalen Überwachung zu installieren.

Nur fürs Verständnis: Verschlüsselte Daten, wie die Kommunikation bei Anbietern wie WhatsApp, die nicht einmal von den entsprechenden Unternehmen selbst gelesen werden können, können zukünftig bereits vor der Verschlüsselung von deutschen Geheimdiensten abgesaugt werden. O’zapft is beim BND! Die Party kann losgehen.

Und was dabei mindestens genauso schlimm ist: Der Widerstand und der öffentliche Aufschrei gegen das Gesetz ist im Vergleich zu seiner Tragweite so erschreckend leise, dass man den Eindruck haben könnte, der im Umgang mit WhatsApp und Google so oft öffentlich beschworene Datenschutz und die Privatsphäre seien bierselig und händchenhaltend am Horizont der Bedenkenlosigkeit in der Abenddämmerung verschwunden. Klar, die großen Zeitungen schreiben darüber, gerne mit dem Hinweis darauf, dass das Gesetz wohl derart verfassungsfeindlich ist, dass es keinen langen Bestand haben wird. Aber das gilt es abzuwarten.

Was, wenn nicht Geheimdienstaktivitäten dieser Art, könnten denn die oft genannten „falschen Hände“ sein?

Was, wenn nicht eine unkontrollierbare staatliche Überwachung durch Spähsoftware, macht uns zu gläsernen Bürgern? Dass Geheimdienste unkontrollierbar sind, haben sie uns in den vergangenen Jahren ausreichend bewiesen.

Einverständniserklärung

Liebe mir bekannten Minderjährigen,
meine lieben Kinder,
ich erteile Euch hiermit die Erlaubnis, meine Kontaktdaten an WhatsApp zu übermitteln, und freue mich auf den regen Austausch mit Euch.

Liebe Nachrichtendienste,
ich widerspreche hiermit der Nutzung meiner Daten und Kommunikationsinhalte, an die Sie möglicherweise durch Maßnahmen gelangen konnten, die durch das sog. „Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens“ ermöglicht wurden.

Verfasser dieses Beitrags

CEO

Holger Simon

CEO

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Urbane Ecken Teil III – Rettet den magischen Fluss! Mit einer App durch Kasachstans Hauptstadt

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Stellen wir uns vor, wir stehen in Astana, der Hauptstadt Kasachstans. Beim Blick auf das Smartphone, öffnet sich eine Push-Nachricht: „Hilf uns, den magischen Fluss wieder zu beleben! Löse die Aufgaben am alten Energiebaum!“. Eine Elster zeigt uns auf dem Bildschirm unseren aktuellen Standort. Dann öffnet sich ein Feld mit mehreren Fragen und mit der Aufforderung, diese richtig zu beantworten. Für jede richtig gelöste Aufgabe, erhalten wir Energieteilchen. Doch was hat es damit auf sich?

Es handelt sich um die geobasierte Spiele-App namens „Urbane Ecken“. Das bereits im Winter 2015 mit der Konzeption und Planung begonnene Projekt, wurde vom Goethe Institut Kasachstan in Auftrag gegeben. In Zusammenarbeit mit CAREC, einer gemeinnützigen Umweltorganisation für den ostasiatischen Raum, und Pausanio wurde das Spiel im September 2016 gelauncht. Anlass für das internationale Großprojekt ist die EXPO 2017 zum Thema „Future Energy“. Diese findet Mitte dieses Jahres in Astana statt und behandelt das Thema der zukünftigen, nachhaltigen Energieressourcen.

Mit Gewohntem Neues lernen und Bewusstsein schaffen

Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Erde. Bei einer Bevölkerungsdichte von sieben Einwohnern auf einen Quadratkilometer, ist es  zugleich eines der rohstoffreichsten Länder. Und hier liegt der springende Punkt: Anders als in Europa, ist die Notwenigkeit der erneuerbaren Energien noch nicht im Bewusstsein der kasachischen Bevölkerung angelangt. Warum denn auch?

So war die Weltausstellung für das Goethe Institut der richtige Zeitpunkt, um die eigene Sprach- und Vermittlungsarbeit mit dem Anspruch zu verknüpfen, die kasachische Bevölkerung spielerisch an dieses wichtige Thema der erneuerbaren Energien heranzuführen. Bei der Konzeption war schnell klar, dass vor allem die junge Generation zu einem Umdenken animiert werden muss.

Die Zielgruppe dürfe aber nicht belehrt werden, sondern vielmehr mit spielerischen Denkansätzen ein Bewusstsein für dieses Thema geschaffen werden. Dies funktioniere nur mit Hilfe von vertrauten Vermittlungsmethoden und im direkten Lebensumfeld der Jugendlichen, so der Gaming-Experte Christoph Deeg beim ersten Treffen im November 2015. Das Ergebnis ist ein geobasiertes Strategiespiel in Form einer App für Smartphones und iPads.

Urbane Ecken Teil III – Rettet den magischen Fluss! Mit einer App durch Kasachstans Hauptstadt

Outdoor-Experience in einer virtuellen Spielwelt

In der ganzen Stadt von Astana „Spots“ eingerichtet. An diesen Punkten können sich die Schüler und Jugendlichen einloggen, um Aufgaben zu lösen. Mit Push-Nachrichten werden die Spieler auf Spots in ihrer Nähe hingewiesen, wenn sie in der Stadt unterwegs sind. Zudem werden die GPS-basierten Geopunkte in einer Stadtkarte innerhalb der App angezeigt.

Es gibt vier verschiedene Aufgabentypen: Textfragen, Multiple-Choice-Fragen, Foto- sowie QR-Code-Aufgaben. So werden die Spieler zum Beispiel aufgefordert, im Park die Totem-Tiere der Wächter zu suchen und zu fotografieren. Diese werden dann in einem eigens für das Spiel installierten Online-Fotostream hochgeladen, der im Internet unter urban-corners.org/photoStream einsehbar ist.

Eine weitere Besonderheit sind die bis jetzt noch etwas selteneren QR-Code-Aufgaben: Dabei müssen die neuen Wächter versteckte QR-Codes an den Spots finden und diese mit ihrem Gerät scannen, um weitere Spielinformationen oder Energieteilchen zu erhalten. Alle Rätsel drehen sich auf unterschiedliche Weise um das Thema der nachhaltigen Energien.

In Verbindung mit den Sozialen Netzwerken Facebook und der in Kasachstan sehr populären Plattform vkontakte, findet eine medienübergreifende Kommunikation und Dokumentation des Spieles statt. Auf diese Weise können sich die Spieler untereinander vernetzen und ihre Spielerfolge öffentlich teilen. Auch interessierte Nicht-Spieler können so dem Spielverlauf folgen. Die App kann zudem in vier Sprachen gespielt werden: Deutsch, Englisch, Russisch und Kasachisch. Lädt man das kostenlose Spiel aus dem App-Store für Apple oder Android runter, wird man erst einmal durch die fiktionale Gamestory geführt.

Als Wächter durch die Stadt

Beim Öffnen der App, wird man aufgefordert, sich für eine der fünf Wächtergruppen zu entscheiden und ein eigenes Wächterprofil inklusive Schlachtruf anzulegen. Um erfolgreich Aufgaben zu lösen und  Energiepunkte zu sammeln, muss man als Spieler das Haus verlassen und die Spots aufsuchen. Die erspielten Punkte werden an den magischen Fluss weitergegeben, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ein Pegelstand zeigt an, wie viele Punkte insgesamt noch gebraucht werden. Der Fluss kann somit nur in Teamarbeit gerettet werden. Der Wolf und die Elster begleiten die Spieler mit Tipps durch das Spiel und informieren sie mit Push-Nachrichten über Neuigkeiten.

Beim Launch der App Ende September 2016, startete das Spiel mit 12 Spots und 221 Spielern. Durch Kooperationen mit Schulen und vom Goethe Institut initiierte Workshops, wurde das Spiel im Vorfeld bei den potentiellen Spielern publik gemacht. Zahlreiche Schüler halfen die Alphaversion des Spieles zu testen und gaben konstruktive Kritik an die Entwickler von Pausanio weiter. So gelang es in Zusammenarbeit aller Beteiligten, ein anspruchsvolles und unterhaltsames Spiel zu realisieren. Mittlerweile zählt das Spiel über 500 aktive Spieler – und es werden stetig mehr!

Aktives Engagement wird belohnt

Jeden Monat werden neue Spots und Aufgaben freigeschaltet. Auch die Spieler können neue Spielorte und Rätsel vorschlagen, die sie beim Goethe Institut einreichen. Regelmäßige Preisausschreiben und Wettbewerbe spornen die Spieler an, sich aktiv mit eigenen Ideen einzubringen und sich somit am Ausbau des Spiels zu beteiligen.

Neben kleineren Gewinnen wie Eintrittskarten für die EXPO, T-Shirts, Fahrrädern und Fairphones, besteht der Hauptpreis zum Ende des Spieles aus einer Deutschlandreise. Die Jury setzt sich aus Vertretern des Goethe Institutes, CAREC und Fachexperten zusammen. Sie entscheidet über die innovativsten und kreativsten Vorschläge der Spieler.

Verbindung zwischen Analog und Digital

Die Schüler und Jugendlichen werden so nicht nur zum aktiven Mitmachen animiert, sondern gelten als Multiplikatoren des Spieles, indem sie als Wächter in der realen Stadt unterwegs sind.

Aufgrund dessen findet die Vermittlung nicht nur digital statt. Themenbezogenen Veranstaltungen und Aktionen werden in die tatsächliche Lebenswelt der Zielgruppe eingebunden. Auf diese Weise schafft man neue Erfahrungsräume für die Spieler, in denen sie sich individuell mit dem Thema auseinandersetzen können.

Ein umfangreiches Begleitprogramm unterstützt die Intention des Spieles. So gab beispielsweise Nicolas Journoud, der Grafikdesigner der App, einen Zeichenworkshop in Astana. Dabei lernten die Teilnehmer, wie man selbst kreativ wird und wie digitale Grafiken für das Spiel entworfen werden.

Mit dem Beginn der Weltausstellung werden zusätzliche Spielfeatures und Aktionen in Kooperation mit dem Veranstalter realisiert. Im Sommer werden dann auch weitere, themenbezogene Aufgaben auf dem EXPO-Gelände integriert. Leider ist das Spiel vorerst nur in Astana spielbar. Allerdings gibt es bereits Pläne, die Spielorte zumindest auf weitere Städte in Kasachstan auszuweiten.

Verfasser dieses Beitrags

Redaktion und Projektmanagement

Martha Papok

Redaktion und Projektmanagement

Der Beitrag Urbane Ecken Teil III – Rettet den magischen Fluss! Mit einer App durch Kasachstans Hauptstadt erschien zuerst auf Pausanio.

Open Data: eine Vision

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Vor zwanzig Jahren war Open Data noch ein dickes gelbes Buch. Darin standen die Adressen und Telefonnummern der Bürger und Bürgerinnen aus dem Einzugsgebiet. Open Data war die Möglichkeit, sich in der nächsten Bibliothek durch den gesamten Bestand zu lesen oder öffentliche Archive zu durchforsten. Die Digitalisierung bringt noch einmal neuen Schwung in die Debatte um offene Daten – und macht die Auseinandersetzung mit dem Thema auch für Kultureinrichtungen immer wichtiger.

Was ist Open Data?

Telefonbücher gibt es immer noch. Aber im Digitalen ist Open Data Google Maps, Wikipedia und Datahub. Mehr Transparenz, mehr Partizipation, mehr Wissenswachstum – das ist die demokratische Utopie hinter Open Data. Je mehr Daten wir zur Verfügung haben, desto besser kann internationale und branchenübergreifende Wissensvernetzung stattfinden.

Die Definition von Open Data ist eigentlich ganz einfach: offene Daten, die von jeder und jedem genutzt und weiterverbreitet werden dürfen. „Daten“ meint hier zunächst mal alles – Geo-Daten, Bilder, Texte, Informationen zu Bevölkerungsentwicklung oder gesundheitlicher Versorgung. Von diesen frei verfügbaren Daten können nicht nur Wissenschaftlerinnen profitieren. Auf der Plattform OpenRuhr können interessierte Bürgerinnen Daten rund um das Ruhrgebiet einsehen. Und die Mediensammlung europeana macht über 50.000.000 Werke aus Museen und Archiven der Öffentlichkeit zugänglich. Die Werke sind unter einer Creative Commons Lizenz verfügbar, was in den meisten Fällen die Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Voraussetzungen verlangt.

Open Data: eine Vision
Open Data: eine Vision

Eine Vision – viele Ängste

Unter dem Begriff „Open Data“ laufen zur Zeit viele verschieden Diskurse der Form „Open + x“. Open Access, Open Content, Open Source und Open Government sind nur einige davon. Offene und frei verfügbare Daten sollen mehr Demokratie, internationale Zusammenarbeit und die gemeinschaftliche Lösung von kollektiven Problemen ermöglichen. Hinter Open Data steckt eine große Vision – aber auch viele Ängste und Einwände.

Die bisher zaghafte Bereitstellung offener Daten im öffentlichen Bereich ist datenschutzrechtlichen Problemen und Sicherheitsrisiken geschuldet. Klar ist: Sensible oder persönliche Daten müssen geheim bleiben dürfen. Doch wo ist die Grenze zwischen Daten, die berechtigterweise unveröffentlicht bleiben wollen, und solchen, die der Förderung des Allgemeinguts dienen? Darüber hinaus muss die offene Bereitstellung von Daten auch immer Missbrauch einkalkulieren – sei es durch gezielte Verfälschung von Informationen oder durch unerwünschte oder kriminelle Nutzung.

Open Data im Kulturbereich

Im kulturellen Bereich kann Open Data die Vernetzung von Museen und kulturellen Institutionen vorantreiben, die sich selbst als Plattform von Wissensaustausch und -schöpfung verstehen. Der öffentliche Auftrag zur Vermittlung wird hier noch einmal neu gestellt. Wie gehen Museen mit denen ihn anvertrauten Daten und Werken um? Wie viel „Geschlossenheit“ kann ein Museum sich heute noch leisten? Open Data kann für Museen eine ganz neue Möglichkeit bieten, ihr Wissen aus den Archiven auszugraben und über die Zinnen des Elfenbeinturms hinaus unter’s Volk zu bringen. Ein Beispiel für eine Plattform, auf der Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen kulturelles Erbe zur Verfügung stellen können ist openGLAM.

Das Bild zeigt einen Gang in einem weiträumigen Archiv. Rechts und links stehen Aktenordner und Aktenschubkästen in den Regalen.
Das klassische Archiv: Meterlange Flure voller Akten. Digital geht das leichter.

Mit dem Bekenntnis zu Open Data geht auch die Frage nach der Lesbarkeit der Daten einher. Sind die Daten barrierefrei? Sind sie also auch für Menschen mit eingeschränkter Lese-, Seh- oder Hörfähigkeit erreichbar? Und sind sie darüber hinaus auch für Maschinen lesbar? Das ist unter anderem der Fall, wenn die Datensammlungen über eine Programmierschnittstelle, eine sogenannte API verfügt, die es Entwicklern erlaubt, die Daten weiterzuverarbeiten und in ihre eigenen Anwendungen zu integrieren. Ein Auflistung musealer Datenbanken mit einer API findet sich zum Beispiel hier. Für Museen ist darüber hinaus speziell „Linked Open Data“ ein spannendes Thema. Hierbei werden Datensätze so strukturiert, dass sich durch semantische Verschlagwortung Wissensnetze bilden, deren Wert sich in der Recherche bewährt.

Lizenzierung – Rechtliche Grundlagen

Wer Datensätze oder Werke freigeben möchte, muss sich mit den verschiedenen Formen der Lizenzierung auseinandersetzen. Die Creative Commons-Lizenz kennt sechs Kernformen, die auf der unterschiedlichen Zusammensetzung von piktographisch markierten Grundelementen basieren. Diese Variablen regeln unter anderem, ob der Autor genannt werden muss, ob das Werk bearbeitet werden darf und zu welchen Zwecken es eingesetzt werden kann. Die offenste Form der Lizenz ist die CC0 Lizenz, die Werke zum Public Domain, also zum öffentlichen Gut erklärt, an dem keine Rechte vorbehalten sind.

Open Data geht immer mit einer Bereitschaft einher, seine Daten, sein Wissen, seine Werke loszulassen. Alles, was mit einer umfassenden CC-Lizenz versehen ist, kann von anderen weiterverwendet und auch verändert werden. Das anzuerkennen erfordert von Autoren und Autorinnen einiges an Gelassenheit, da sie nicht kontrollieren können, was mit ihren Werken passiert. Für Verwaltungen bedeutet Open Data auch einen Machtverlust in Kauf nehmen zu müssen: Open Data führt zu einer konsequenten Dezentralisierung von Verwaltungsdaten. Open Data ist also immer eine Haltung gegenüber Daten, gegenüber geistigem Eigentum und gegenüber dem Ideal von Informationsfreiheit.

Eine Spielwiese für Open Data – mit all ihren Vor- und Nachteilen – ist übrigens Wikipedia. Wer ein bisschen selber open daten und sein Wissen öffentlich machen will, kann hier beginnen. Und wird schnell feststellen: Open Data ist schön. Macht aber (auch) Arbeit.

Verfasserin des Beitrags

Redaktion

Alina Valjent

Redaktion

Der Beitrag Open Data: eine Vision erschien zuerst auf Pausanio.

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