Snapchat ist momentan in Deutschland DAS Thema, wenn es um Social Media geht. Auf der re:publica waren die Snapchat-Sessions völlig überlaufen und in Bezug auf die Nutzerzahlen überholt es momentan Twitter. Warum ist Snapchat so faszinierend? Was macht es so besonders? Wie Snapchat funktioniert, wird allerorten ausführlich erklärt, am umfassendsten wohl bei Philipp Steuer. Welche Formate Kultureinrichtungen einsetzen, hat Angelika Schoder verbloggt und die Association of Art Museum Directors hat bereits ein Snapchat-Webinar produziert. Aber probieren geht über studieren und ich wollte selber erfahren, was Snapchat wirklich ausmacht. Also meldete ich mich an und verfolge nun seit ein paar Monaten das Geschehen. Während meiner Reise nach Rom Ende April hatte ich die Gelegenheit, Snapchat einem ausführlichen Anwendertest zu unterziehen. Und ich tat, was ich am liebsten tue: Ich zeigte Kunst und Kultur und redete darüber!
Während dieser Woche haben sich täglich einige Leute die Zeit genommen, sich meine ca. 5-minütigen Geschichten anzusehen. Und das, obwohl ich bis dahin kaum aktiv war, sondern nur passiv geschaut habe. Das ehrt mich sehr! Und noch mehr freute es mich, dass meine Snaps kommentiert, mir Fragen gestellt oder noch weitere Sightseeing-Tips gegeben wurden. Dieser Austausch hat wirklich Spaß gemacht!
Die Mischung der verschiedenen Formate finde ich besonders interessant. In buntem Wechsel werden Video und Foto, Sprachkommentar, Untertitel, Smileys und Grafik gezeigt. Das macht Snapchat zu einer spannenden Mischung aus allen Social Media-Kanälen, die ich nutze: Tweets, die in die Instagram-Fotos eingebaut werden, statt ewig langer YouTube- oder Periscope-Übertragungen, knackige 10-Sekunden-Videos. Und ein sehr lockerer, persönlicher Ton, der sich nicht auf trockene Fakten beschränkt.
Und das ist es, was Snapchat eigentlich ausmacht, die Persönlichkeit! Mehr als jeder andere Social Media-Kanal ist Snapchat von der Person hinter, oder besser vor der Kamera, abhängig. Snapchat verlangt Nähe, Ehrlichkeit und Unterhaltung. Ich sehe mir die Geschichten anderer Leute an, weil sie mich in irgendeiner Weise berühren. Meistens haben sie ein außergewöhnliches Thema, das sie ganz individuell und unterhaltsam präsentieren. Aus beruflichen Gründen schaue ich mir hin und wieder die Snaps der Museen an, die momentan auf Snapchat vertreten sind, hauptsächlich der europäischen. Es ist wirklich toll, dass immer mehr Institutionen damit einen weiteren Schritt ins Digitale wagen, aber ehrlich gesagt langweilen diese Snaps mich.
Jeder Snap ist eine Wundertüte: Es gibt keine Vorschau, man weiß nicht, was einen erwartet. Um also jemanden zum „einschalten“ und weiterschauen zu bewegen, benötigt es mehr als nur Memes, Fotos und Eindrücke von Veranstaltungen, wie ich sie bislang hauptsächlich von Museen sehe. Sich hinter Text und Bildern zu verstecken funktioniert hier nicht. Das macht Snapchat persönlicher als alle anderen mir bekannten Kanäle. Ja, Inhalte sind wichtig, bei Snapchat stehen allerdings Persönlichkeit und Unterhaltung im Vordergrund. Snapchat bietet die Möglichkeit sich selbst ganz nah zu präsentieren und jetzt ist die Chance, damit zu experimentieren. Happy snapping!
Verfasserin dieses Beitrags

Filomena Lopedoto
Der Beitrag Snapchat? – Ganz persönlich! erschien zuerst auf Pausanio GmbH & Co.KG.